Süddeutsche Zeitung

Hirnforschung:Magnetfelder können Entscheidungen beeinflussen

Lesezeit: 1 min

Auch Rechtshänder greifen mit der Linken zu, wenn ihr Gehirn mit Magnetfeldern stimuliert wird. Das deutet auf einen Wettbewerb der Hirnhälften um die Kontrolle über unsere Bewegungen hin.

Die Menschheit teilt sich bekanntlich auf in Rechts- und Linkshändler. Für Aufgaben, die mit wenig Konzentration gelöst werden - etwa nach Alltagsgegenständen zu greifen -, nutzen wir allerdings häufig auch die schwächere Hand.

Wissenschaftler der University of California in Berkeley, USA, berichten nun, dass sich die Entscheidung, welche Hand zum Einsatz kommt, mit Hilfe der sogenannten Transkraniellen Magnetstimulation (TMS) beeinflussen lässt. Bei dieser Methode wird das Gehirn mit einem starken Magnetfeld von außen stimuliert.

Für ihre Untersuchung benutzten die Forscher ein TMS-Gerät, um bei 33 Rechtshändern einen Teil des linken Scheitellappens der Großhirnrinde zu beeinflussen. Diese Region spielt eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung räumlicher Beziehungen und der Planung von Bewegungen. Dabei kontrolliert die linke Hirnhälfte die rechte Hand und umgekehrt. Diese Kontrolle wurde durch die Magnetfelder gestört, während die Versuchsteilnehmer nach virtuellen Zielen greifen sollten.

Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences berichten, neigten die Probanden während der Manipulation dazu, ihre linke Hand zu verwenden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass vor der Entscheidung für eine Hand eine Art Wettbewerb zwischen den beiden Hirnhälften stattfindet. Mit dem Eingriff "behindert man in diesem Wettbewerb die rechte Hand und gibt der linken Hand eine größere Chance, zu gewinnen", erklärt der Hauptautor der Studie, Flavio Oliveira.

Eine Erklärung dafür, wieso es zu diesem Wettkampf kommt, haben die Wissenschaftler nicht. Aber es mache Sinn, dass wir je nach Situation die Verwendung unserer Hände verändern. "Mitten im Entscheidungsprozess können sich die Dinge ändern, und wir müssen uns darauf einstellen", erklärt Oliveira.

Die Forscher hoffen, dass ihre Erkenntnisse nicht nur helfen, zu verstehen, wie wir Entscheidungen treffen. Sie denken auch über Möglichkeiten nach, wie sich mit Hilfe der TMS Opfern helfen lässt, die infolge von Schlaganfällen oder anderen Hirnverletzungen ihre Gliedmaßen nicht mehr richtig einsetzen können.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1005726
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/mcs
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.