Hintergrund: Genanalyse:Die Präimplantationsdiagnostik

Embryos, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, lassen sich auf bestimmte genetische Eigenschaften testen, bevor sie der Mutter eingesetzt werden.

Die Präimplantationsdiagnostik - nicht zu verwechseln mit der Pränataldiagnostik - kommt bei der künstlichen Befruchtung zum Einsatz, bei der das Sperma des Vaters mehrere Eizellen der Mutter in Reagenzgläsern befruchtet.

TIEFGEFRORENE EMBRYONEN

Menschliche Embryonen, die künstlich im Reagenzglas gezeugt wurden, werden in einer britischen Klinik für das Tiefgefrieren vorbereitet.

(Foto: dpa)

Einer oder mehrere der so "künstlich" erzeugten Embryonen werden der Mutter in die Gebärmutter eingesetzt (implantiert).

Bevor dies geschieht, können die Embryonen jedoch genetisch getestet werden. Hierzu wird dem Embryo, der nach zwei bis drei Tagen aus acht Zellen besteht, eine Zelle entnommen.

Embryos mit Störungen werden abgetötet

Mit dem Test ist es möglich festzustellen, ob ein Embryo von den Eltern bestimmte Krankheiten geerbt hat, oder eine Chromosomenstörungen aufweist.

Eine bekannte Chromosomstörung ist beispielsweise das Down-Syndrom. Embryonen mit dieser Indikation würden der Mutter nicht eingesetzt, sondern abgetötet.

Nach dem Embryonenschutzgesetz von 1991 durfte die PID in Deutschland nicht angewendet werden - im Gegensatz etwa zu England oder den USA.

Die Präimplantationsdiagnostik ist umstritten, denn auf der einen Seite kann man mit ihrer Hilfe vermeiden, dass Eltern, die eine künstliche Befruchtung durchführen, ein behindertes oder mit einer Erbkrankheit belastetes Kind bekommen.

Kritiker der PID befürchten auf der anderen Seite, sie könne einer neuen Form der Eugenik ungeborenen Lebens Tür und Tor öffnen.

PID und Schwangerschaftsabbruch

Nach Paragraph 218 ist ein Schwangerschaftsabbruch wegen einer Behinderung des Kindes offiziell unzulässig. Auf Grund einer vorauszusehenden körperlichen oder psychischen Belastung der Mutter - etwa durch ein behindertes Kind - ist ein Abbruch jedoch erlaubt. Hubert Markl, ehemaliger Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, fasste diesen Umstand einmal in dem Satz zusammen, in Deutschland seien Embryonen im Reagenzglas sicherer als im Mutterleib.

Die Sorgen der PID-Gegner

Viele Menschen befürchten, dass eine Zulassung der PID die Grenze in der Bio-Medizin verschiebt. Eltern könnten sich in Zukunft perfekte Kinder wünschen und sie deshalb im Reagenzglas zeugen lassen.

Das ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich, denn die künstliche Befruchtung ist ein oft Jahre andauernder Prozess, bei dem die Frauen mit Hormonen behandelt werden und sich schmerzhaften Untersuchungen unterziehen müssen. Eine begrenzte Zulassung der PID auf schwere Erbkrankheiten wird daran nichts ändern. Aber die betroffenen Frauen hätten mehr Gewissheit über die Gesundheit des Kindes.

Bislang lassen sich mittels der PID sowieso nur wenige Erkrankungen feststellen. Und viele Krankheiten beruhen auf vielen verschiedenen Genen und deren Zusammenspiel mit der Umwelt.

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