Am 5. April 2019 feuerte eine japanische Raumsonde in 300 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde ein Projektil ins All. Mit einer Geschwindigkeit von 7200 Kilometern pro Stunde schlug das zwei Kilogramm schwere Kupfergeschoss auf dem Asteroiden Ryugu ein und riss einen Krater in dessen Oberfläche. Das Manöver war das Glanzstück der Sonde Hayabusa 2, die vor mehr als fünf Jahren in Richtung Ryugu startete.
Das Experiment sollte zeigen, wie der ein Kilometer dicke Himmelskörper aufgebaut ist, und wie alt er ist. Nun haben die japanischen Forscher die Daten, die Hayabusa 2 nach dem "künstlichen Einschlag" zur Erde funkte, im Fachmagazin Science analysiert. Etwa drei Wochen nach dem Beschuss fotografierte die Sonde die Einschlagstelle genauer. Wie die Forscher berichten, hinterließ das Projektil einen Krater mit bis zu 18 Metern Durchmesser - etwa doppelt so groß, wie sie erwartet hatten. Der Krater ist geformt wie ein Halbkreis, was darauf hindeutet, dass ein etwas robusterer Felsblock einen Teil der Aufprallenergie ablenkte.
Die Größe des Einschlagskraters sowie die entstandene Trümmerwolke weist laut den Wissenschaftlern darauf hin, dass die Oberfläche Ryugus mit sehr lockerem Material bedeckt ist, ähnlich wie trockener Sand auf der Erde. Denn wäre das Geschoss auf festem Gestein aufgeschlagen, wäre ein großer Teil der Aufprallenergie dafür aufgebraucht worden, den Felsen zu zertrümmern; der resultierende Krater wäre kleiner gewesen. Dass sich die Druckwelle ungehindert in alle Richtungen ausbreitete, zeugt eher von einer lockeren Zusammensetzung. Anhand der Oberfläche schätzen die Wissenschaftler das Alter des Asteroiden auf nur neun Millionen Jahre - deutlich jünger als die bisherige Schätzung von rund 100 Millionen Jahren. Es könnte aber sein, dass Ryugu aus einem älteren Asteroiden zu dieser Zeit herausgeschlagen wurde, etwa durch den Einschlag eines anderen Himmelskörpers.
Hayabusa 2 soll Ende des Jahres zur Erde zurückkehren - mit einer Gesteinsprobe von Ryugu im Laderaum.