Süddeutsche Zeitung

Haustiere:Wie alt ist mein Hund?

  • Wer das menschliche Äquivalent zum Alter seines Hundes berechnen will, muss den natürlichen Logarithmus des Hundealters mit 16 multiplizieren und 31 addieren.
  • Das funktioniert allerdings nur, wenn das Tier älter als ein Jahr ist.
  • Die Formel stützt sich auf Erkenntnisse der Epigenetik: Im Laufe des Lebens verändert sich nämlich die chemische Struktur der DNA sowohl beim Hund als auch beim Menschen.
  • Krankheiten und ungesunde Gewohnheiten führen dazu, dass sich Methylgruppen an bestimmten Genomsequenzen anlagern.

Von Nora Ederer

Wer damit angefangen hat, ein Hundejahr mit sieben Menschenjahren zu vergleichen, ist schwer zu sagen. Vielleicht kam diese Person auf die Idee, weil Hunde in der Regel um die zehn Jahre alt werden, während die weltweite Lebenserwartung für den Menschen bei etwa 70 Jahren liegt. Wissenschaftlich gesehen ist der Vergleich jedenfalls Unsinn.

Doch nun haben amerikanische Genetiker von der University of California in San Diego eine Formel aufgestellt, mit der sich das wahre Äquivalent vom Hunde- zum Menschenalter berechnen lässt.

Demnach ist ein sieben Wochen alter Labrador-Retriever-Welpe mit einem neun Monate alten Menschenbaby vergleichbar; nach ungefähr zehn Monaten kommt er in die Pubertät, und feiert der Hund irgendwann seinen zwölften Geburtstag, dann entspricht das in Menschenjahren einem runden 70er.

Das Forscherteam um Tina Wang veröffentlichte seine Studie zunächst auf dem Pre-Print-Server bioRxiv. Darin greifen die Genetiker auf neue Erkenntnisse in der Altersforschung zurück: Im Laufe des Lebens verändert sich nämlich die chemische Struktur der DNA mancher Säugetiere, darunter nicht nur Menschen und Hunde, sondern auch Mäuse, Schimpansen und Wölfe.

Genetiker bezeichnen dieses Phänomen als epigenetische Uhr. Ein langes Leben mit Krankheiten und ungesunden Gewohnheiten geht nämlich nicht spurlos am Erbgut vorbei. So lagern sich mit der Zeit Methylgruppen an bestimmten DNA-Sequenzen an, die Rückschlüsse auf das Alter eines Menschen oder Hundes erlauben.

Methylgruppen lagern sich je nach Alter an charakteristischen Genomabschnitten an

Konkret untersuchten Wang und ihre Kollegen die DNA-Methylierung von 104 Labrador-Retrievern, die zwischen vier Wochen und 16 Jahre alt waren. Sie stellten fest, dass sich die Methylgruppen bei den Hunden je nach Alter an charakteristischen Genomabschnitten anlagerten wie beim Menschen. Besonders hoch war die Korrelation bei beiden Arten immer dann, wenn sich der Körper gerade grundlegend veränderte, wie während des Zahnens oder in der Pubertät. Das könnte unter anderem auch daran liegen, dass Hunde in einer ähnlichen Umgebung aufwachsen wie der Mensch und bei Krankheiten mit den selben Methoden behandelt werden. Herausgekommen ist schließlich eine Formel, die etwas komplexer ist, als das Hundealter einfach mit sieben zu multiplizieren: Man nimmt den natürlichen Logarithmus des Hundealters, multipliziert das Ergebnis mit 16 und addiert 31. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Tiere älter als ein Jahr sind.

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Quelle:
SZ vom 20.11.2019 / noed/tiba
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