Süddeutsche Zeitung

Haustiere:Weichmacher im Futter

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Tierärzte haben Hinweise auf nachlassende Fruchtbarkeit bei Hunden gefunden. Demnach hat die Beweglichkeit von Hundespermien in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen. Ursache könnten Umweltgifte in der Nahrung der Tiere sein.

Von Kathrin Zinkant

Zwei Monate dauert es bloß, bis sich nach einem glücklichen Treffen zwischen einer läufigen Hündin und einem Rüden die Wurfkiste mit Welpen füllt. Ob es mit dem Hundenachwuchs auch in Zukunft immer problemlos klappen wird, daran melden britische Veterinäre jetzt aber Zweifel an. Die Forscher von der Universität in Nottingham haben Sperma von fünf bedeutenden Hunderassen aus den vergangenen 26 Jahren analysiert. Wie das Team in der aktuellen Ausgabe von Scientific Reports berichtet, hat die Beweglichkeit der Spermien über diesen Zeitraum um bis zu 2,5 Prozent pro Jahr abgenommen. "Es ist das erste Mal, dass eine solche Abnahme der männlichen Fruchtbarkeit bei Hunden dokumentiert wurde", sagt Studienleiter Richard Lea. "Wir glauben, es gibt einen Zusammenhang mit Umweltgiften, von denen wir einige in Hundefutter, aber auch im Sperma und in den Hoden der Tiere gefunden haben."

Die Proben für ihre Tests erhielten die Wissenschaftler von einem Zentrum für Hundezucht. Pro Jahr wurden insgesamt zwischen 42 und 96 Rüden der Rassen Deutscher Schäferhund und Border Collie sowie von drei Retriever-Rassen getestet. Neben der abnehmenden Beweglichkeit der Spermien beobachteten die Tierärzte bei den männlichen Nachkommen derselben Rüden eine Zunahme des sogenannten Kryptorchismus - dabei wandert der Hoden des Welpen nicht aus dem Bauchraum in den Hodensack. Schließlich untersuchten die Forscher Hundefutter, Gewebeproben aus Kastrationen und das Sperma selbst auf häufig genutzte Weichmacher in Kunststoffen und andere Umweltchemikalien.

Der Weichmacher DEHP gilt als Fortpflanzungsgift und wurde in mehreren Proben in auffällig erhöhter Konzentration gefunden. Das reiche zwar noch nicht aus, um einen Zusammenhang zwischen der abnehmenden Fruchtbarkeit und den Giften zu beweisen, wie die Autoren schreiben. Sie sehen aber eine Parallele zu der abnehmenden Spermaqualität beim Menschen. Sie wird ebenfalls mit Umweltgiften in Verbindung gebracht.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2016
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