Haarausfall:Platten-Prognose

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Wissenschaftler können bis heute nicht verhindern, dass Männern die Haare ausfallen, bis sie am oberen Ende aussehen wie ein Deoroller. Immerhin: Ein Gentest soll den zu erwartenden Haarausfall anzeigen.

Titus Arnu

Wissenschaftler stellen mit Versuchstieren die absurdesten Dinge an. Sie pflanzen Mäusen Menschenohren auf den Rücken, sie klonen Schafe, sie bringen Ratten mit Quallengenen zum Leuchten.

Lässt sich eine Glatze vorhersagen? (Foto: Foto: ddp)

Aber sie können bis heute nicht verhindern, dass Männern so viele Haare ausfallen, bis sie schließlich am oberen Ende so kugelig, glatt und glänzend aussehen wie ein Deoroller.

Die Angst vor der Glatze ist deshalb bei vielen Männer tief verwurzelt, ganz im Gegensatz zu den Haupthaaren in der Kopfhaut. 70 bis 100 Haare fallen gesunden Erwachsenen täglich aus, was nicht so wild ist, da der Rest täglich um 0,3 Millimeter nachwächst. Ein Problem ergibt sich, wenn mehr Haare ausfallen als nachwachsen. Es bilden sich Geheimratsecken, danach kahle Stellen auf dem Haupt bis hin zum Endstadium, der Gesamtglatze.

Die Ursachen der Glatzenbildung sind noch nicht ausreichend erforscht, aber zumindest gibt es jetzt einen Test, mit dem Männer feststellen können, wie hoch die Gefahr ist, eine kahle Platte zu bekommen. Die amerikanische Biotechfirma HairDX bietet im Internet einen anonymen Glatzen-Gentest an. Die üblichste Form von Haarausfall ist erblich, und diese Veranlagung kann der neue Test nachweisen.

Eine Speichelprobe reicht für die Gen-Untersuchung aus, die Firma teilt den Teilnehmern dann gegen ein Honorar von 149 Dollar (100 Euro) mit, wie hoch das Risiko ist, in späteren Jahren mal oben ohne dazustehen. Aber ein wirksames Mittel gegen die Glatzenbildung existiere nicht - auf dem Markt sind viele unseriöse Wundermittel.

Was bringt also ein Test? Er bringt vor allem der Wirtschaft etwas, denn mit der Angst vor der Glatze wird viel Geld verdient. Bereits Männer um die 20 und 30 Jahre geben jährlich Millionen Dollar für dubiose Wässerchen und Salben aus, um Haarausfall vorzubeugen. Viele von ihnen sind möglicherweise gar nicht betroffen, weil sie keine Veranlagung zur Glatzenbildung haben - dieser Gruppe könnte ein Gentest zumindest viel unnötig ausgegebenes Geld ersparen.

Die Zielgruppe ist groß

Die Zielgruppe der potentiellen Kahlköpfe ist groß, Geschäftemacher versprechen sich viel Gewinn von wenig Haaren. Als eine Shampoofirma im Internet einen "virtuellen Glatzenrechner" installierte, mit dem man das persönliche Platten-Risiko herausfinden konnte, beteiligten sich 1,2 Millionen deutsche Männer. Zwei Drittel von ihnen beschrieben eine erbliche Vorbelastung seitens der Familie. Jeder zweite Befragte über 50 hatte starken Haarausfall und steuerte auf eine Glatze zu.

Die Ergebnisse der Glatzen-Umfrage verunsicherte die Shampoobranche, führende Haarforscher meldeten Interesse an den Haardaten an. Die Annahme, Haarausfall sei erst für Männer ab 30 ein wichtiges Thema, wurde widerlegt. Beim Glatzentest dominierte die jüngste Gruppe zwischen 15 und 19 Jahren.

Bei der Ursachenforschung wird die Sache allerdings haarig - wissenschaftlich seriös ist eine Internet-Schnellumfrage schließlich nicht. Für ein Drittel der Tester gab der Glatzenrechner jedenfalls die gute Nachricht aus: "Sie bleiben vom Haarausfall verschont und bekommen voraussichtlich nie eine Glatze."

Anhand der Platten-Prognose können sich die anderen zwei Drittel nun psychisch auf die Glatze einstellen - oder ein Toupet aussuchen.

© SZ vom 17.01.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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