Stromerzeugung:Grüne Energie legt weltweit zu

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Solaranlagen wie diese in Nordrhein-Westfalen sieht man immer häufiger. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Besonders China, der größte Emittent von Treibhausgasen, setzt auf alternative Kraftwerke.

Von Patrick Illinger

Ein Prozentpunkt mehr, das kann je nach Umstand sehr erfreulich sein, oder auch enttäuschend. Ein Prozent mehr Zinsen für das Sparbuch würden Anleger derzeit sehr begrüßen. Ein Prozentpunkt mehr Gehalt würde die meisten Arbeitnehmer wohl wenig begeistern. Insofern kann man es wahlweise als Enttäuschung oder großen Fortschritt interpretieren, wie der weltweite Ausbau der erneuerbaren Energien derzeit vorangeht. 11,3 Prozent des weltweiten Stroms wurden 2016 mit regenerativ arbeitenden Anlagen erzeugt. Im Jahr davor waren es noch 10,3 Prozent. Das geht aus einem soeben veröffentlichten Bericht der UN-Umweltbehörde Unep hervor.

Die Steigerung wurde erreicht, obwohl die Investitionen in erneuerbare Energien insgesamt gefallen sind. Gut 240 Milliarden Dollar verwendete die weltweite Staatengemeinschaft im Jahr 2016 für Wind- und Solarenergie sowie Biomasse-, Geothermie-, Gezeitenkraftwerke und weitere regenerativ arbeitende Anlagen. Die Ausgaben lagen um 23 Prozent niedriger als noch im Jahr davor. Dabei muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass die Kosten für die regenerative Energieerzeugung weiterhin im freien Fall begriffen sind. So kostete es 2016 im weltweiten Schnitt zehn Prozent weniger als 2015, eine neue Photovoltaik- oder Windkraftanlage zu installieren.

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China investierte 2016 fast ein Drittel weniger als noch 2015, liegt aber immer noch vorne

Selbstverständlich ist der Anteil von 11,3 Prozent Strom aus regenerativer Energie noch immer zu wenig, um die globale Umwelt-, Smog- und Klimaproblematik zu beheben. Anlass zu Hoffnung gibt jedoch eine weitere Zahl: 55 Prozent der im Jahr 2016 weltweit neu installierten Stromerzeugungsanlagen arbeiten auf der Basis regenerativer Energie. Die höchsten Investitionen in Europa kamen dabei aus Großbritannien, wo neue, vor allem Hochsee-Windkraftanlagen für umgerechnet 24 Milliarden Dollar angeschafft wurden. Darunter sind Großprojekte wie der 1,2 Milliarden Dollar teure Hornsea-Windpark in der Nordsee.

China, der weltgrößte Emittent des Treibhausgases CO₂, investierte 2016 fast ein Drittel weniger Geld für regenerative Anlagen als im Jahr davor, liegt mit einer Gesamtsumme von fast 80 Milliarden Dollar aber weltweit weiterhin an der Spitze. Dort sind allein im vergangenen Jahr Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 30 Gigawatt hinzugekommen. Zum Vergleich: Alle in Deutschland installierten Windkraftanlagen zusammen können gut 50 Gigawatt Strom produzieren.

Äußerst positiv bewerten die Umweltexperten der UN, dass die Preise für Energie aus regenerativen Quellen an den Strombörsen vielerorts auf Rekordtiefstände gesunken sind. Allzeit-Tiefs erreichten beispielsweise der Preis für Solarstrom in Chile sowie Strom aus marokkanischen Windparks. Das sei ein klares Zeichen dafür, dass die Technologien nach einigen Jahren der Subventionierung inzwischen wettbewerbsfähig sind, so die Bewertung der Unep-Experten.

"Photovoltaik- und Windkraftanlagen gehören in vielen Regionen der Erde inzwischen zu den preiswertesten Möglichkeiten, mit Neuanlagen Strom zu erzeugen", sagt Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft. "Die vergleichsweise geringen Steigerungen bei der Stromerzeugung zeigen aber auch, dass der Ausbau erneuerbarer Energien noch lange nicht das für den Klimaschutz nötige Tempo aufweist", bemängelt er. Der weltweite Übergang zu erneuerbarer Energie sei unaufhaltsam, meint Niklas Höhne, der Leiter des New Climate Institute in Köln, "trotz des möglichen Gegenwinds durch die Politik von US-Präsident Donald Trump".

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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