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Greenpeace-Studie:Bis 2050 könnte alles gut werden

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Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt haben für Greenpeace berechnet, wie sich die Energieerzeugung in Zukunft ändern könnte. Ihr Szenario ist überraschend optimistisch - steht und fällt aber mit dem Willen der Politiker.

Christopher Schrader

Wenn man Greenpeace glaubt, wird alles gut. Oder es kann zumindest alles gut werden, sagen die Experten der Umweltorganisation. Bis zum Jahr 2050 kann die Welt ihren Ausstoß an Treibhausgasen auf ein Achtel begrenzen, 80 Prozent ihrer Energie und fast den ganzen Strom aus erneuerbaren Quellen decken, Millionen neuer Jobs schaffen, ökonomisch wachsen und nebenbei viel Geld sparen.

Dieses optimistische Szenario zeichnen Greenpeace und der Europäische Dachverband der Industrie für erneuerbare Energien (EREC) in einer neuen Studie. Das 260-Seiten-Buch "Energy (R)evolution" ist die Neuauflage einer Untersuchung von 2007; wie damals stammen die Berechnungen von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

Die Zahlen sind noch ehrgeiziger als damals, setzen aber keine neuen Erfindungen voraus, betonen die Autoren. "Eine vollständige Stromversorgung auf Basis erneuerbarer Energien ist keine Frage der Technik, sondern des politischen Willens", sagt die EREC-Geschäftsführerin Christine Lins.

Ein wichtiger Schritt in diese Zukunft ist konsequentes Energiesparen. Die Studie nimmt an, dass bis 2050 der Bedarf der ganzen Welt nach Primärenergie nicht um 60 Prozent steigt, wie es ein konventionell gerechnetes Vergleichsszenario vorsieht. Stattdessen soll der Verbrauch global betrachtet leicht sinken.

Deutliche Einsparungen in den heutigen Industriestaaten kompensieren den Mehrverbrauch von China, Indien und den Entwicklungsländern. Von der gesamten Energie stammen dann 80 Prozent aus Quellen wie Sonnenlicht oder Wind. Alle Kernkraftwerke sind abgeschaltet. Jedes zweite Auto, so der Report, werde 2050 elektrisch fahren, unter anderem darum steigt überall der Strombedarf; global betrachtet um 18 Prozent.

Die Umstellung wird zunächst große Investitionen erfordern, sagen die Autoren. Bis 2030 kosten die Kraftwerke für erneuerbare Energie 5,5 Billionen Euro mehr als konventionelle Anlagen. Dadurch entstünden im Energiesektor zum einen insgesamt drei Millionen mehr Jobs als beim Festhalten an konventioneller Technik.

Im gleichen Zeitraum koste zum anderen allein der Brennstoff für die Stromproduktion 5,3 Billionen Euro weniger. Ab 2030 soll der Strompreis für den Verbraucher billiger werden, wenn Elektrizität alternativ statt konventionell erzeugt wird. Die erneuerbaren Energien werden dann zur Großindustrie und erwirtschaften Mitte des Jahrhunderts 480 Milliarden Euro Umsatz - fast fünfmal so viel wie heute.

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Quelle:
SZ vom 09.06.2010
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