Wenn der Hochzeitstag wirklich der schönste Tag im Leben ist, wie es der Volksmund vorgibt, dann könnte es von da an eigentlich nur noch bergab gehen. Aber dem ist keineswegs so. Wer verheiratet ist, der ist besonders glücklich. Das betonen Glücksforscher schon seit Jahrzehnten.
Ein Doktortitel, ein toller Beruf oder eine Acht-Zimmer-Villa - nichts davon macht so glücklich, wie verheiratet zu sein. Und nichts hält so gesund. Wer verheiratet ist, landet seltener im Krankenhaus und lebt sogar länger als Alleinstehende.
Doch um die Gesundheit für Singles ist es immer besser bestellt. Ihnen geht es mittlerweile fast so gut wie Verheirateten. Das jedenfalls berichten zwei amerikanische Soziologen im Fachmagazin Journal of Health and Social Behavior. "Wir haben immer gedacht, man sollte die Menschen im Dienste der Volksgesundheit dazu anhalten, zu heiraten", schreiben Hui Liu und Debra Umberson. "Aber das wird immer weniger wichtig."
Die Wissenschaftler haben das Wohlbefinden von 1,2 Millionen Amerikanern ausgewertet, die in den vergangenen 30 Jahren im Rahmen des National Health Interview Survey befragt wurden. Fazit: Verheiratete Frauen und Männer sind zwar immer noch etwas weniger krank als alleinstehende, aber der Unterschied wird immer kleiner. "Die Lücke schließt sich", sagt Liu. "Vor allem für Männer."
Das liegt nicht einfach daran, dass die Menschen heute ohne Trauschein zusammenleben. Auch echten Singles geht es besser, wie Ruut Veenhoven von der Universität in Rotterdam bestätigt. Der Glücksforscher hat Eurobarometer-Daten ausgewertet - und kommt mit Blick auf die Zufriedenheit zu einem ähnlichen Ergebnis wie seine US-Kollegen.
Einer der wichtigsten Gründe für die bessere Gesundheit und das größere Glücksgefühl der Alleinstehenden ist wahrscheinlich: Wer nie geheiratet hat, trägt heute nicht mehr den Stempel, er sei nicht vermittelbar.
Singles werden heute weniger stigmatisiert
Denn auch wenn Heiraten wieder chic ist, ist die Zahl der Eheschließungen doch drastisch gesunken - in Deutschland zwischen 1991 und 2005 um 14 Prozent. "Wenn aber der Anteil derjenigen, die nie geheiratet haben, steigt, werden Singles auch weniger stigmatisiert", so Liu. "Alleinstehend zu sein, ist damit weniger stressig." Und das wirke sich positiv auf die Gesundheit aus.
Weniger Stress und mehr Zufriedenheit sind es nämlich, die Glücksforscher bisher als wichtigste Ursachen für das größere Wohlbefinden der Verheirateten anführten. "Der Mensch ist Medizin für den Menschen", sagt ein afrikanisches Sprichwort, und Soziologen bestätigten das. Das galt besonders für Männer - wohl weil in der Ehe eine Frau auf sie aufpasst und ihnen sagt, sie sollen nicht so viel Bier trinken, vorsichtiger Autofahren und auch mal zum Arzt gehen. Ehefrauen hingegen profitierten von den ökonomischen Vorzügen des Trauscheins - einem höheren Einkommen.
Doch die Bedeutung all dieser gesundheitsfördernden Faktoren nimmt unter Eheleuten ab, während Singles neue Vorzüge genießen. So übernähmen die Rolle der mahnenden Ehefrau bei Alleinstehenden heutzutage wohlmeinende Freunde oder professionelle Helfer, sagt Liu. Und der Wohlstand trägt sein Übriges zum schwindenden Gesundheitsvorsprung der Verheirateten bei. Denn kranke Menschen und mehr noch kranke Männer haben heute mehr Chancen auf dem Heiratsmarkt. "Die emanzipierten Frauen von heute", sagt Veenhoven, "können es sich eher leisten, schwächere Männer zu heirateten."