Gesellschaft und Forschung:Mann und Frau und der kleine Unterschied

Collage Mund mit Schnurrbart

Sind primäre Geschlechtsmerkmale irrelevant? Vertreter der Gender Studies und empirisch arbeitende Wissenschaftler streiten darüber.

(Foto: Stefan Dimitrov)

Vertreter der Gender Studies versuchen, jeglichen Unterschied zwischen den Geschlechtern wegzudiskutieren - obwohl die empirische Forschung sie widerlegt.

Von Christian Weber

Langeweile am Kneipentisch? Dann muss man halt einfach etwas Sprengstoff zünden und das Thema Geschlechterunterschiede in die Runde werfen. Jeder hat eine Meinung und meistens eine starke. Männer können besser Mathematik, Frauen besser Sprachen! Männer machen mehr Seitensprünge, Frauen sind wählerischer bei der Partnerwahl! Oder auch: Es gibt ja gar keine Unterschiede.

Der Sexualwissenschaftler Hans-Jürgen Voss von der Hochschule Merseburg etwa hält sogar primäre Geschlechtsmerkmale nur für "gesellschaftlich vereinbart", nicht wichtiger als Augenfarbe oder Sternzeichen. Der Penis, eine soziale Konstruktion? In Nordrhein-Westfalen erklärt ein Verband der sogenannten Gender Studies, dass alle Geschlechtsunterschiede, die über die reine Anatomie hinausgehen, nur "vermeintlich" seien. Das ist das Mantra dieser Disziplin: Man müsse das biologische vom sozialen Geschlecht unterscheiden, und das erstere habe mit dem zweiten nichts zu tun. Alle Unterschiede im Denken, Fühlen und Verhalten, soweit es sie überhaupt gibt, seien allein Produkte von Kultur und Umwelt.

Empirisch arbeitende Wissenschaftler halten solche Aussagen für Unfug, solide Theorien und viele Studien belegen, dass es durchaus Unterschiede zwischen dem Geschlechtern gibt, sie sind zwar - im Durchschnitt! - klein, aber nicht irrelevant: Frauen sind freundlicher, Männer aggressiver. Frauen haben häufig bessere sprachliche Fähigkeiten, Männer können besser Objekte im Geist rotieren lassen. Und es hat einen Grund, wieso mehr Männer die Lehrstühle für Mathematik besetzen.Und ebenso sicher ist, dass diese zumindest zum Teil auch natürliche Ursachen haben.

Da kann man sich schon mal fragen, ob sich die deutschsprachigen Hochschulen in den Gender Studies mehr als 200 Professuren leisten müssen, die zu einem Großteil den Stand der empirischen Wissenschaften ignorieren.

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