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Geschichte - Weimar:KZ-Gedenkstätte Buchenwald erinnert an Bonhoeffer

Weimar (dpa/th) - In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald erinnert eine neue Tafel an das Wirken des von den Nazis ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer. Bonhoeffer habe sich auch nach der Machtergreifung Hitlers offen gegen Antisemitismus des Nationalsozialismus gewandt - zu einer Zeit, als es schon gefährlich war, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge, am Donnerstag bei der Einweihung der neuen Tafel. Die von Bonhoeffer entwickelte Ethik sei über den Protestantismus, aus dem er stammt, hinaus von aktueller Bedeutung, betonte Knigge. "Es braucht ein Minimum an Grundsolidarität des Menschen für Menschen", sagte Knigge.

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Weimar (dpa/th) - In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald erinnert eine neue Tafel an das Wirken des von den Nazis ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer. Bonhoeffer habe sich auch nach der Machtergreifung Hitlers offen gegen Antisemitismus des Nationalsozialismus gewandt - zu einer Zeit, als es schon gefährlich war, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge, am Donnerstag bei der Einweihung der neuen Tafel. Die von Bonhoeffer entwickelte Ethik sei über den Protestantismus, aus dem er stammt, hinaus von aktueller Bedeutung, betonte Knigge. "Es braucht ein Minimum an Grundsolidarität des Menschen für Menschen", sagte Knigge.

Auf der neuen Tafel steht ein Zitat Bonhoeffers, das an die Verantwortung der Menschen füreinander erinnert. Bonhoeffer kam Anfang Februar 1945 nach Buchenwald und wurde Anfang April im Konzentrationslager Flossenbürg in Bayern ermordet.

Neben der neuen Gedenktafel befindet sich noch eine weitere, die daran erinnert, dass Bonhoeffer seine letzten Wochen in einem Kellerarrest in den SS-Kasernen auf dem Gelände des damaligen Konzentrationslagers verbrachte. Am Abend vor der Europa-Wahl 2014 sei diese Tafel "mit unendlicher Aggressivität" zerstört worden, sagte Knigge. Die Wahlen seien "relativ schauderhaft" ausgegangen und ein erstes Zeichen des "Rutschens in den Rechtspopulismus" gewesen.

"Völkisches, nationalistisches Denken ist, so sehr es Harmonie verspricht für die, die zur Gesellschaft dazugehören sollen, hoch aggressiv", sagte Knigge. Dieses Denken habe Ausgrenzung als Kern. Ganz anders sei dagegen Bonhoeffers Denken gewesen.

Superintendent Henrich Herbst betonte, dass der Gedenkort für Bonhoeffer bewahrt und beschützt werden müsse. "Menschen werden lebendig an Orten, an denen wir ihnen begegnen können. Dies hier kann so ein Ort sein", sagte Herbst unter freiem Himmel inmitten der Überreste der früheren Kellerräume, wo Bonhoeffer inhaftiert war.

Im Konzentrationslager Buchenwald nahe Weimar wurden rund 56 000 Menschen ermordet oder starben durch Krankheit, Hunger, Zwangsarbeit und medizinische Experimente. In speziellen Einrichtungen wurden mehr als 8000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen. Das KZ Buchenwald war eines der größten auf deutschem Boden.

Bereits am Vormittag wurde der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen gedacht. Thüringens stellvertretende Ministerpräsidentin Heike Taubert (SPD) rief dazu auf, Widerstand gegen jene zu leisten, die die demokratische Erinnerungskultur verächtlich machen oder bekämpfen wollen. "Denn wer diese Erinnerungskultur bekämpft, bekämpft am Ende auch unsere Demokratie und ist ein Feind der Demokratie", hieß es im Redemanuskript von Taubert.

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