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Geschichte - Haselünne:Streit um früheres NS-Schulgebäude: Moratorium vorgeschlagen

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Haselünne (dpa/lni) - Angesichts des geplanten Abrisses eines früher als NS-Schule genutzten Gebäudes in Haselünne schlägt die niedersächsische Gedenkstättenstiftung ein Moratorium vor. Die Stiftung habe in einem Brief an das Kultusministerium einen entsprechenden Aufschub angeregt, sagte am Mittwoch ein Sprecher der Stiftung Niedersächsischer Gedenkstätten. Damit sollten Experten die Gelegenheit haben, die Bedeutung des Gebäudes für die NS-Geschichte Niedersachsens zu prüfen. Hintergrund ist ein Streit in Haselünne um ein mehr als 100 Jahre altes Gebäude am Kreisgymnasium St. Ursula.

Der Landkreis Emsland als Schulträger will das nicht mehr benötigte Schulgebäude abreißen. Das Gebäude stehe nicht unter Denkmalschutz, sagte eine Kreissprecherin. Es werde seit vielen Jahren nicht mehr von der Schule genutzt. Durch seine Lage inmitten des Schulgeländes behindere das Gebäude die weitere Entwicklung der Schule. Die Schule selber habe sich ausdrücklich für einen Abriss des Gebäudes ausgesprochen. Anfang Oktober habe daher der Kreistag den Abriss beschlossen.

Der Heimatverein und eine Bürgerinitiative sehen hingegen eine besondere geschichtliche Bedeutung des Gebäudes. Unter anderem habe das Schulgebäude zwischen 1941 und 1945 als NS-Eliteschule Napola gedient, wo die Nationalsozialisten ihren Führungsnachwuchs ausbilden ließen. Haselünne sei der einzige Napola-Standort in Niedersachsen gewesen.

Die Gedenkstättenstiftung könne nicht beurteilen, ob der Erhalt des Gebäudes gerechtfertigt sei, betonte der Sprecher. Eine erneute Prüfung könnte sich dennoch lohnen. "Denn gerade die Sicht der Denkmalpflege auf frühere NS-Gebäude befindet sich derzeit in einem Prozess der Schärfung und damit veränderten Gewichtung."

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