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Geschichte - Dachau:Gedenken zur Befreiung des Konzentrationslagers Dachau

Dachau (dpa/lby) - Anlässlich des 74. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau hat die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, vor der Gefährdung der Freiheit gewarnt. Bei einer Gedenkstunde am jüdischen Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte sagte sie am Sonntag, die vergangenen Jahre hätten gezeigt, wie leicht demokratische Freiheiten bedroht sein könnten.

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Dachau (dpa/lby) - Anlässlich des 74. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau hat die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, vor der Gefährdung der Freiheit gewarnt. Bei einer Gedenkstunde am jüdischen Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte sagte sie am Sonntag, die vergangenen Jahre hätten gezeigt, wie leicht demokratische Freiheiten bedroht sein könnten.

Dabei sei der Rechtsextremismus nicht das einzige politische Milieu, das Judenhass zumindest toleriere. So gebe es auch in anderen Teilen der Gesellschaft "Tendenzen, antisemitische Meinungen zu akzeptieren und zu verbreiten", insbesondere mit Bezug auf den Staat Israel. "Was früher offener Antisemitismus war, wird dann unter dem Deckmantel eines angeblichen Engagements für Menschenrechte als "Antizionismus" reingewaschen."

Auch wenn das gesellschaftliche und politische Problembewusstsein gewachsen sei, habe sie persönlich die Hoffnung aufgegeben, "eine Zeit ohne Judenhass noch zu erleben, in der jüdisches Leben in Deutschland Normalität ist und in der jüdische Gemeinden ohne Panzerglas und ohne Sicherheitsschleusen auskommen". Die gesamte Gesellschaft und insbesondere die jüngeren Generationen seien hier gefragt: ""Nie wieder" muss "nie wieder" bleiben", sagte Knobloch.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, warnte davor, die Errungenschaften und Werte des Grundgesetzes für selbstverständlich zu halten: "Es wird zunehmend klar, dass sich jede Generation wieder neu die demokratischen Werte erarbeiten und mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen muss. Das ist kein Selbstläufer", betonte Schuster laut Redemanuskript. Außerdem kritisierte er, dass in der Erinnerungskultur eine Verschiebung stattfinde: "Immer mehr sehen sich in der Nachfolge der Opfer des NS-Regimes, nicht auf der Seite der Täter. Den historischen Tatsachen entspricht dies in keiner Weise."

Für die bayerische Staatsregierung erklärte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler): "Klar muss sein: Fremdenfeindlichkeit und Extremismus haben in unserer Gesellschaft keinen Platz!" Bayern setze auf eine aktive Erinnerungsarbeit. "Jahrestage wie der der Befreiung des KZ Dachau sind uns eine Mahnung: Wir alle gemeinsam müssen dafür sorgen, dass sich derartige Verbrechen niemals wiederholen!"

Das Konzentrationslager Dachau wurde im März 1933 als eines der ersten Lager für politische Gegner des NS-Regimes errichtet. Bis 1945 wurden dort und in den Außenlagern mehr als 200 000 Menschen inhaftiert. Etwa 41 500 Menschen wurden dort ermordet. Am 29. April 1945 befreiten amerikanische Truppen die Überlebenden.

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