Süddeutsche Zeitung

Gentechnologie:Seidenfaden aus der Milch

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Keine Kunstfaser ist so reißfest und elastisch wie Spinnenseide. Doch Spinnen eignen sich nicht zur Massentierhaltung. US-Forscher haben deshalb Ziegen gentechnisch so verändert, dass sie Seidenmoleküle liefern.

Katrin Blawat

Amerikanische Wissenschaftler haben Ziegen gezüchtet, aus deren Milch die Forscher Spinnenseide gewinnen wollen. Dazu integrierten die Biotechnologen um Randy Lewis von der University of Wyoming Spinnengene in das Erbgut der Ziegen.

Nach Angaben der Forscher verlief der künstliche Gentransfer bei drei von sieben Tieren, die im Februar dieses Jahres geboren wurden, erfolgreich. Die transgenen Ziegen hätten keine gesundheitlichen Beschwerden. Es muss sich aber noch zeigen, ob die Tiere die artfremden Gene auch an ihre künftigen Nachkommen weitergeben.

Aus der Milch der Ziegen wollen die Forscher einzelne Seidenmoleküle heraustrennen und durch feine Düsen pressen, so dass sie sich zu einer Reihe ordnen. Nach Angaben des Unternehmens Nexia Biotechnologies, mit dem Lewis zusammenarbeitet, habe man auf diese Weise bereits Fäden produziert, die den natürlich hergestellten ähnelten.

Allerdings riss die Seide aus Ziegenmilch in den ersten Versuchen des Biotech-Unternehmens noch recht schnell.

Spinnenseide ist begehrt, denn keine Kunstfaser ist so reißfest und zugleich elastisch und leicht wie das Naturprodukt. Gelänge es, Spinnenseide im großen Maßstab herzustellen, ließe sie sich in der Medizin als Nähmaterial ebenso nutzen wie etwa im Flugzeugbau oder für spezielle Kleidung.

Spinnen eignen sich jedoch nicht zur Massentierhaltung. Deshalb versuchen Forscher schon lange, die Seide von fremden Zellen produzieren zu lassen. Vor acht Jahren war es Wissenschaftlern im Labor gelungen, das Spinneneiweiß aus Kuh- und Hamsterzellen zu gewinnen.

Nach Aussage von Nexia Biotechnologies müsste ein Liter Ziegenmilch zwischen einem und zehn Gramm Seide liefern, damit sich die gewerbsmäßige Produktion lohnt. Lewis und sein Team wollen die Faser künftig allerdings statt in Ziegen in Luzernen, einer proteinreichen Pflanze, produzieren lassen.

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Quelle:
SZ vom 02.06.2010
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