Süddeutsche Zeitung

Gentechnik:Zwist um die Gen-Schere

Ein US-Gericht beendet den Patentstreit um die Gen-Schere Crispr-Cas 9. Demnach verletzen die vom Broad Institut in Cambridge, Massachusetts, beantragten Schutzrechte nicht die von der Berkeley University formulierten Patente.

Von Hanno Charisius

Der juristische Streit um die Patentrechte an der Gen-Schere Crispr-Cas 9 ist von einem amerikanischen Gericht entschieden worden. Demnach verletzen die vom Broad Institut in Cambridge, Massachusetts, beantragten Schutzrechte nicht die von der kalifornischen Berkeley University formulierten Patente. Beide Hochschulen haben vor verschiedenen Gerichten um ihre Ansprüche an dem neuen gentechnischen Verfahren gekämpft, mit dem Forscher das Erbgut von Lebewesen sehr viel einfacher verändern können als mit herkömmlichen Methoden. In der Biotech-Branche wird der Wert dieser Methode auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Hunderte Millionen Euro Kapital sind bereits in Unternehmen geflossen, die mit der Gen-Schere Krankheiten bekämpfen wollen.

Die Entscheidung des Berufungsgerichts setzt dem Streit in den USA nun vorläufig ein Ende. Beobachter hatten mit diesem Ausgang gerechnet. Auch der Richterin Kimberly Moore erschienen die Patente des Broad Instituts hinreichend eigenständig, um sie neben den von Berkeley beantragten gelten zu lassen. Der Streit geht auf eine Entdeckung im Jahr 2012 zurück. Damals konnten Forscher aus Berkeley um die Biologinnen Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier erstmals zeigen, dass sich ein Abwehrmechanismus von Bakterien für gentechnische Zwecke nutzen lässt. Zu Beginn des Folgejahres reichten die beiden eine Patentanmeldung ein. Ende 2013 beantragte auch Feng Zhang vom Broad Institut Schutzrechte für die Idee, mit dem Werkzeug menschliche Zellen einer Gentherapie zu unterziehen.

Längst streiten die amerikanischen Universitäten auch vor dem europäischen Patentgericht um ihre Ansprüche. Hier werden die Patente bisher zu Gunsten der Berkeley University und den beiden Entdeckerinnen ausgelegt. Vielleicht nehmen die Parteien die Entscheidung aus Amerika nun auch zum Anlass, ihren Streit endlich beizulegen. Wenn die Crispr-Methode hält, was sich die Industrie zurzeit davon verspricht, wird sich damit genug Geld für alle verdienen lassen.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2018
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