Sogenannte pluripotente Stammzellen lassen sich mithilfe einer sauren Lösung herstellen - ein viel einfacheres und schnelleres Verfahren als die bisher üblichen. Pluripotente Stammzellen können sich in fast jedes Gewebe entwickeln. Um sie herzustellen, verändert man bisher ihr Erbgut oder nutzt einen fein abgestimmten Cocktail verschiedener Substanzen.
Zumindest bei Mauszellen funktioniert jedoch auch eine einfachere Methode, die Forscher um Haruko Obokata von der Harvard Medical School in Boston in der Fachzeitschrift Nature vorstellen (Bd. 505, S.641 und 676, 2014).
Obokata und ihre Kollegen setzten Blutzellen, die sie aus neugeborenen Mäusen isoliert hatten, einer Zitronensäure-Lösung mit einem pH-Wert zwischen 5,4 und 5,8 aus. Ein kleiner Teil der so behandelten Zellen änderte daraufhin seine Identität, erkennbar an der Aktivität charakteristischer Gene.
Die ehemaligen Leukozyten wurden zu Zellen, die sich zu allen möglichen Gewebetypen entwickeln konnten. "Stimulus-triggered acquisition of pluripotency" (stap) nennen die Forscher dieses Vorgehen, das zu den sogenannten Stap-Zellen führt. Gibt man zu diesen ein spezielles Medium, können sich die Zellen zudem immer wieder fortpflanzen, wie es für Stammzellen charakteristisch ist.
Die Stap-Zellen können sich auch zu Plazenta-Vorläufergewebe entwickeln, was den bisher erzeugten pluripotenten Stammzellen kaum möglich ist.
Die neue Methode klinge unkompliziert, sagt der Düsseldorfer Stammzellforscher James Adjaye. Doch handelt es sich bei den beiden Studien zunächst nur um ein "proof of principle". Zunächst müssten sich Obokatas Ergebnisse von anderen Forschern reproduzieren lassen, sagt Adjaye.
Dann gelte es zu untersuchen, ob das Prinzip auch mit den Zellen erwachsener Mäuse funktioniert - und vor allem, ob sich auch menschliche Zellen für diese Methode eignen.