Süddeutsche Zeitung

Gentechnik:Eine Sekte will Menschen klonen

Trotz der wiederholten Warnung von Experten bestehen einige Reproduktionsmediziner und eine UFO-Sekte weiterhin auf ihren Klonierungs-Plänen. Das zeigt eine Anhörung des US-Repräsentantenhauses.

Markus C. Schulte

In einer Anhörung vor der Untersuchungskommission des US-Repräsentantenhauses hat die wissenschaftliche Leiterin von Clonaid erklärt, das Unternehmen bemühe sich schon seit Dezember letzten Jahres einen Menschen zu klonen.

Die Pläne der UFO-Gläubigen

Clonaid wurde vom Führer der so genannten Raelisten gegründet, einer Sekte von UFO-Gläubigen. Ihr erster Klon soll das Duplikat eines toten Babys werden. Das Kind war im Alter von zehn Monaten an den Folgen einer Operation gestorben. Wie das New York Times Magazin kürzlich berichtete, soll mit Hilfe des Geldes der Eltern - die dieses und kein anderes Kind haben wollen - und freiwilligen "Müttern" aus den Reihen der Raelisten das selbe Kind noch einmal geboren werden.

Auch der Führer der Sekte, Claude Vorilhon, der sich heute Rael nennt, wurde von der Kommission eingeladen, die Pläne der Raelisten zu erklären. Ken Johnson, ein Vertreter des Energie- und Handelskommitees des Repräsentantenhauses, stellte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters fest, man wolle herausfinden, ob die Sekte tatsächlich in der Lage ist, Klonierungsversuche zu unternehmen.

Vorilhon gründete die "Raelistische Revolution", nachdem er 1973 einem Außerirdischen begegnet war, der ihm erklärt hatte, das Leben auf der Erde sei von Aliens geschaffen worden.

Auf ihren Internetseiten verkündet die Firma, sie wolle für ihren "Kloning Service" lediglich 200 000 Dollar in Rechnung stellen. Es handele sich um "eine fantastische Möglichkeit für Eltern, die Fruchtbarkeitsprobleme haben oder auch für homosexuelle Paare, ein Kind zu haben, das von einem geklont wurde."

Als weiterer Befürworter des Klonens trat Panos Zavos vor der Untersuchungskommission auf, ein US-amerikanischer Fortpflanzungsmediziner, der kürzlich zusammen mit einem italienischen und israelischen Kollegen angekündigt hatte, Menschen klonen zu wollen.

Zavos bekräftigte vor der Kommission seine Überzeugung, es sei schon heute möglich, zu gewährleisten, dass nur gesunde Embryos entstehen.

Experten warnen

Eine Reihe von Wissenschaftlern hat sich erneut vehement gegen die Pläne ausgesprochen. Schon vor wenigen Wochen hatten Fachleute wie Ian Wilmut, der Schöpfer des Klon-Schafes Dolly, Versuche dieser Art als kriminell und zum Scheitern verurteilt erklärt.

Vor der Untersuchungskommission erklärte jetzt Mark Westhusin von der Texas A&M University den Vertretern der Kommission, 37 Versuche seiner Arbeitsgruppe, Kühe zu klonen, hätten zu zwei Kälbern geführt, die beide starben.

Auch Rudolph Jaenisch vom US-amerikansichen Massachusetts Institute of Technology warnte, es gäbe noch keinen Weg, mit der bislang verfügbaren Technik die Embryonen zu überprüfen.

Inzwischen hat die US-Zulassungsbehörde für Nahrungsmittel und Medikamente, FDA, erklärt, Klonierungsversuche müssten von ihr zugelassen werden. Und zur Zeit hätte niemand die Chance, eine solche Zulassung zu erhalten.

Gesetzlich verboten ist das Klonen von Menschen in den USA allerdings lediglich in den Bundesstaaten California, Rhode Island, Louisiana und Michigan.

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