Genmais-Verbot:US-Hersteller von Genmais will Klage prüfen

Nach dem Verbot von Genmais in Deutschland kündigt der US-Hersteller Monsanto an, eine Klage schnellstmöglich zu prüfen. Umweltverbände reagierten dagegen erfreut auf die Entscheidung.

Als Reaktion auf das Verbot von Genmais in Deutschland kündigte der US-Hersteller Monsanto an, eine Klage schnellstmöglich zu prüfen. Die Dringlichkeit sei hoch, da die Aussaat kurz bevorstehe, sagte der Monsanto-Deutschland-Sprecher, Andreas Thierfelder der Nachrichtenagentur ddp. Könne der Mais nicht ausgesät werden, drohe ein Schaden in Millionenhöhe.

In Deutschland stieß die Entscheidung von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) auf ein geteiltes Echo. Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) bezeichnete das Verbot am Dienstag als "mutige und fachlich richtige Entscheidung". Bevölkerung und Landwirte seien "erleichtert".

Die SPD-Agrarexpertin Waltraud Wolff und der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ulrich Kelber, forderten eine schnelle Überprüfung der Rechtslage beim zulässigen Anbau von gentechnisch veränderten Organismen. Falls diese nicht ausreiche, stehe die SPD bereit, um notwendige Änderungen sofort anzugehen.

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast meinte, Aigner habe das Verbot nur verkündet. Entschieden hätten jedoch "die Verbraucher an der Kasse". Aigner müsse jetzt auch in Europa konsequent gegen Gentechnik auf Äckern und Tellern vorgehen.

"Populistische Entscheidung"

Kritik gab es dagegen aus den Reihen von CDU und FDP: "Ich halte die Entscheidung für falsch, weil wir damit eine Zukunftstechnologie in Deutschland verhindern oder große Umwege gehen müssen", sagte der agrarpolitische Fraktionssprecher Peter Bleser (CDU) am Dienstag der dpa. Langfristig könnten deshalb auch Arbeitsplätze in Gefahr sein. Die Entscheidung sei "stark CSU- geprägt". Unions-Fraktionsvize Katherina Reiche (CDU) sagte: "Ich habe für ein Verbot überhaupt kein Verständnis." Die Entscheidung halte sie für "populistisch".

Auch die FDP kritisierte das Verbot. Aigner habe sich dem "Druck aus Bayern" gebeugt, sagte die Gentechnik-Expertin der Bundestagsfraktion, Christel Happach-Kasan. Aigner verbiete "entgegen ihrer eigenen Überzeugung und entgegen rechtsstaatlicher Prinzipien den Anbau einer Mais-Sorte, die sich auch in Deutschland bewährt hat." Bayerische Studien hätten belegt, dass der Anbau umweltverträglicher sei als die Nutzung von chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Umweltverbände zeigten sich erleichtert über den Entschluss. Die Gentechnik-Expertin von Greenpeace, Stephanie Töwe, sagte, die Entscheidung sei längst überfällig. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegten, dass der Genmais eine Gefahr für die Umwelt darstelle. Auch andere EU-Länder hätten Genmais bereits verboten.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärte, die Verdachtsmomente, wonach der Genmais Natur und Tierwelt schädige, seien so zahlreich, dass ein Verbot zwingend gewesen sei. Fütterungsstudien hätten gezeigt, dass der Genmais das Immunsystem von Mäusen schädige.

Der Präsident des Deutschen Imkerbundes, Peter Maske, zeigte sich ebenfalls erfreut über Aigners Entscheidung. Der Genmais sei für die Bienen ein massives Problem gewesen, weil der Darm geschwächter Insekten durch die Pollen der genveränderten Pflanzen gelitten habe. Zudem hätten Imker - etwa 100.000 gibt es bundesweit - um die Qualität ihres Honigs gebangt.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) blieb bei seiner bisherigen Haltung, in Deutschland nicht zum Anbau von Grüner Gentechnik zu raten. Dies habe mit den äußerst schwierigen Haftungsregelungen für die Landwirte zu tun, ebenso mit wenig oder keinen ackerbaulichen Vorteilen, und schließlich mit einer enormen Zurückhaltung der Verbraucher. Wie bei der Bevölkerung gehe auch bei den Bauern ein tiefer Graben durch Befürworter und Gegner.

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