Süddeutsche Zeitung

Genmais:EU-Wissenschaftler sehen keine Risiken

Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hält den in Deutschland verbotenen Genmais für unbedenklich.

Die umstrittene Genmais-Sorte Mon 810 hat gute Chancen, in der EU weiter eine Anbauerlaubnis zu erhalten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erklärte, die in Deutschland derzeit verbotene Pflanze stelle keine Risiken für Umwelt und Gesundheit dar. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warf der Behörde vor, leichtfertig über die wissenschaftlich erwiesenen negativen Folgen der genetisch veränderten Maispflanze hinwegzugehen.

Es müsse nur Sorge dafür getragen werden, dass Schmetterlinge nicht durch den Mais verseucht würden, erklärte die im italienischen Parma ansässige EU-Behörde. Die Stellungnahme der EFSA ermöglicht es der EU-Kommission, die 1998 erteilte Anbau- und Importerlaubnis zu verlängern. Eine Sprecherin von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sagte, die Kommission werde die Stellungnahme prüfen und dann eine Empfehlung für die 27 EU-Mitgliedsstaaten abgeben.

Greenpeace warnte davor, dass die Kommission mit ihrem "blinden Vertrauen" in die EFSA-Expertisen EU-Staaten gegen sich aufbringen werde. Die Kommission solle die Erlaubnis zum Anbau genetisch veränderter Pflanzen verweigern, solange der Prozess zur Prüfung von deren langfristigen Risiken nicht verbessert worden sei, erklärte der zuständige Greenpeace-Experte Marco Contiero.

Mon 810 war die einzige in Deutschland zugelassene Genpflanze, Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) verbot dieses Jahr allerdings den Anbau wieder. Sie begründete diese Entscheidung mit dem "berechtigten Grund zu der Annahme", dass der Anbau von Mon 810 "eine Gefahr für die Umwelt darstellt". Die umstrittene Maissorte des US-Konzerns Monsanto ist durch eine Genveränderung gegen den Schädling Maiszünsler immun. Umweltschützer sehen in dem Genmais eine Gefahr für den Öko-Landbau und für Schmetterlinge.

Neue Studien hatten nach Angaben Aigners nun eine höhere Sterblichkeit der Larven des Zwei-Punkt-Marienkäfers nachgewiesen und negative Auswirkungen auf das Wachstum von Wasserflöhen gezeigt. Zudem zeigten aktuelle Studien, dass sich die Pollen des Genmaises deutlich weiträumiger ausbreiten als bisher angenommen.

Außer Deutschland haben auch Frankreich, Griechenland, Österreich, Ungarn und Luxemburg den Mon-810-Anbau untersagt.

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AFP/beu
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