Genetik:Die Bausteine der Liebe

Die Partnersuche ist nicht nur eine Angelegenheit des Herzens: Einzelne Erbanlagen scheinen einen Einfluss auf die Bindungsfähigkeit von Menschen zu haben.

Von Hanno Charisius

Es ist nicht nur eine Sache des Herzens, ob Menschen leicht eine Bindung mit anderen eingehen - auch die Gene scheinen darauf Einfluss zu nehmen. Drei chinesische Forscher wollten herausfinden, warum manche Studenten leicht einen Partner oder eine Partnerin finden, andere sich damit hingegen schwerer tun. Sie untersuchten die Erbanlagen von 579 Studentinnen und Studenten gezielt nach Unterschieden in einem Gen, das die Wirkung des Neurobotenstoffs Serotonin im Körper beeinflusst.

Eine Veränderung dieses Gens an nur einer Stelle in der Abfolge der Erbgutbausteine scheint bereits einen Einfluss auf das Bindungsverhalten der untersuchten Studenten zu haben. Befindet sich an dieser Stelle der Baustein Cytosin, lag die Wahrscheinlichkeit, dass die untersuchte Studentin oder der Student in einer glücklichen Paarbeziehung lebte, bei 50 Prozent. Steht stattdessen jedoch ein Guanin an dieser Stelle, lagen die Chancen für eine Partnerschaft nur bei 40 Prozent, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt Scientific Reports (online). Ein auf den ersten Blick kleiner, aber durch die verschiedenen statistischen Tests der Wissenschaftler zuverlässig belegter Effekt.

Bereits in früheren Untersuchungen hatte sich gezeigt, dass Menschen mit der Guanin-Variante eher Schwierigkeiten damit haben, Nähe zuzulassen, als solche, die den Cytosin-Baustein an dieser Stelle im Erbgut tragen.

Träger des Guanin-Typs entwickeln außerdem häufiger neurotische Persönlichkeiten und psychiatrische Störungen wie zum Beispiel Depressionen. Vor diesem Hintergrund wirkt es wenig überraschend, dass die Betroffenen seltener in Paarbeziehungen stecken.

Die Forscher warnen auch davor, die Ergebnisse auf die breite Bevölkerung zu übertragen. Ihre Befunde seien zuverlässig für junge Studenten, aber nicht unbedingt für Bürger aus allen sozialen Schichten. "Unter anderen Lebensumständen könnte der genetische Beitrag zur Bindungsfähigkeit von weiteren Faktoren überdeckt werden", schreibt das Trio. Damit meinen sie etwa das Einkommen eines möglichen Partners oder das gesellschaftliche Ansehen.

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