Geflügelmast:Aigner kündigt bessere Antibiotika-Kontrolle an

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Deutschlands Geflügelmäster verwenden Antibiotika häufig falsch, es besteht sogar der Verdacht auf den Einsatz als illegales Dopingmittel. Landwirtschaftsministerin Aigner will nun eine Ausnahmeregel kippen, die die Kontrolle bislang erschwert hat.

Nachdem kürzlich bekannt geworden ist, dass in der Hähnchenmast noch immer häufig zu viele antibakterielle Mittel vorschriftswidrig eingesetzt werden, hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) nun angekündigt, zu reagieren. Wie die Ministerin dem Sender NDR Info erklärte, will sie den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung neu regeln. "Mein Ziel ist es, bundesweit eine Minimierung der Antibiotika-Mengen zu erreichen und die Überwachung durch die zuständigen Länderbehörden zu verbessern".

Nun will auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) die Meldepflicht für die Verwendung von Antibiotika bei Geflügel verschärfen. (Foto: ddp)

Eigentlich sollte bereits jetzt ein elektronisches Meldesystem Antibiotikamissbrauch verhindern: Pharmazeutische Unternehmer und Großhändler müssen seit Anfang 2011 die jährlich abgegebene Gesamtmenge von Arzneimitteln melden und dabei die ersten beiden Postleitzahlen der Anschrift des behandelnden Tierarztes angeben. Allerdings gilt dies nur für die Behandlung von Kühen und Schweinen. Für Arzneimittel, die ausschließlich für Geflügel zugelassen sind, existiert eine Ausnahmeregelung.

Die wird Aigner zufolge nun fallen. "Die Informationen über die Abgabemenge an Tierärzte und die tatsächlichen Verbrauchsmengen von Antibiotika sollen so aufbereitet werden, dass die Länder diese Daten vollständig für Monitoringzwecke nutzen können", erklärte die Ministerin. "Die Überwachungsbehörden der Länder werden damit in die Lage versetzt, den Arzneimittelstrom vom Tierarzt über Tierhalter bis hin zum Tier mengenmäßig gezielt zu erfassen." Mitte 2012 würden dann erstmals genaue Daten über die in Deutschland in den Verkehr gebrachten Tierarzneimittelmengen veröffentlicht, sagte die Ministerin.

Bislang hat das Bundesministerium die derzeit noch bestehende Ausnahme mit Datenschutzgründen gerechtfertigt. Diese Bedenken seien nun erfreulicherweise ausgeräumt, stellte Aigner fest. Unter anderen hatte der Bundes-Datenschutzbeauftragte Peter Schaar auf NDR Info die Ausnahme für Geflügel als nicht nachvollziehbar kritisiert.

Ziel sei auch, "dass die Medikamente richtig angewendet werden, und der Einsatz nicht vorzeitig abgebrochen wird", erklärte Aigner. Um Bakterien im gesamten Geflügelbestand eines Betriebes auszumerzen, müssen alle Tiere mehrere Tage behandelt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass die Erreger Resistenzen gegen die Antibiotika entwickeln - die dann auch für die Behandlung von Menschen wegfallen. Der Einsatz ist aber offenbar häufig zu kurz.

Aigner forderte die dafür zuständigen Länder auf, von den Überwachungs-, Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten umfassend Gebrauch zu machen. "Das sage ich besonders an die Adresse von Nordrhein-Westfalen, wo es amtlicherseits offenbar deutliche Hinweise gibt auf massive Verstöße." Wer in einem Bundesland einen missbräuchlichen Einsatz von Tierarzneimitteln feststelle, sollte dies nicht nur öffentlich machen, sondern auch entschieden dagegen vorgehen, sagte Aigner an die Adresse von NRW-Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne).

Allerdings war es gerade Remmel, der die Studie in Auftrag gegeben hatte, die nun zum Umdenken im Bundeslandwirtschaftsministerium geführt hat. Remmel fordert schon seit einiger Zeit eine Bundesverordnung zur Erfassung der Antibiotikaströme - die Ilse Aigner allerdings mit dem Hinweis abgelent hatte, dass dafür die Länder zuständig seien.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa/AFP/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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