Gefährlicher Erreger:Überträger des Schmallenberg-Virus identifiziert

Fehlbildungen bei jungen Rindern, Schafen und Ziegen - das sind die Folgen einer Infektion mit dem Schmallenberg-Virus. Inzwischen leiden bereits etwa1000 deutsche Betriebe under dem Erreger. Jetzt haben Forscher die Überträger entdeckt. Die Bauern können sie damit aber kaum beruhigen. Denn ein Impfstoff steht vorerst nicht zur Verfügung.

Katrin Blawat

Die Überträger des Schmallenberg-Virus sind identifiziert. Drei Gnitzenarten übertragen die Krankheit, die zurzeit unter Wiederkäuern in Deutschland und sechs weiteren europäischen Staaten grassiert. Das haben Wissenschaftler des Instituts für Tropenmedizin in Antwerpen ermittelt.

Überträger des Schmallenberg-Virus identifiziert

Das Schmallenberg-Virus - hier in 150.000-facher Vergrößerung zu sehen - breitet sich seit November auf deutschen Bauernhöfen aus.

(Foto: Friedrich-Loeffler-Institut (FLI)/dpa)

Gnitzen sind kleine, zu den Mücken gehörende Insekten. In den Arten Culicoides obsoletus, C. dewulfi und C. pulicaris wiesen die belgischen Forscher das Virus nach. Es gehört zur Gattung der Orthobunyaviren und ist mit dem Erreger der Blauzungenkrankheit verwandt. Auch diese befällt Wiederkäuer und wird unter anderem von den gleichen Gnitzen übertragen.

Am Schmallenberg-Virus erkranken Rinder, Schafe und Ziegen. Es verursacht Fehlgeburten und Missbildungen bei Jungtieren. Dem Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI) zufolge sind derzeit in Deutschland 1000 Betriebe betroffen; Angaben über die Zahl der infizierten Tiere gibt es nicht.

Im November vergangenen Jahres war der Erreger in einem Betrieb im sauerländischen Ort Schmallenberg aufgetreten und hat sich seither ausgebreitet. Mehrere Forschungsgruppen, darunter auch am FLI, arbeiten an einem Impfstoff. "Wir können noch nicht abschätzen, wann ein Prototyp verfügbar sein wird", sagt FLI-Sprecherin Elke Reinking. Menschen wird das Virus nach bisherigem Wissen nicht gefährlich.

Für Bauern ist es keine gute Nachricht, dass die drei Gnitzenarten das Virus übertragen. Seit der Blauzungenkrankheit wisse man, dass sich diese Insekten kaum von chemischen Abwehrmitteln abschrecken lassen, sagt Reinking.

Gnitzen sind vor allem im Mai, Juni und im Oktober aktiv. In dieser Zeit sind trächtige Nutztiere besonders gefährdet. Einige Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass manche Insekten sehr viele der Viren in sich tragen - im schlimmsten Fall reicht also ein Stich, um eine Fehlgeburt auszulösen.

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