Geburtsmedizin:Vertrackter Auslöser

Variationen im Erbgut von Babys erhöhen das Risiko einer Schwangerschaftsvergiftung. Forscher hoffen, die gefährliche Erkrankung künftig früher erkennen zu können, um Komplikationen bei Mutter und Kind zu vermeiden.

Von Astrid Viciano

Zunächst spüren die werdenden Mütter meist nichts von ihrer Krankheit. Mal leiden sie unter Kopfschmerzen, mal sind die Finger der Betroffenen schon in den ersten Monaten der Schwangerschaft stark angeschwollen. Aber nichts weist darauf hin, dass die Frauen an einer Schwangerschaftsvergiftung, einer Präeklampsie leiden, einer der gefährlichsten Komplikationen für Mutter und Kind.

Eine solche Schwangerschaftsvergiftung früh zu erkennen, könnte künftig möglich sein, so berichtet es ein internationales Team um die klinische Chemikerin Linda Morgan von der University of Nottingham aktuell im Fachjournal Nature Genetics. Zum ersten Mal haben die Wissenschaftler bestimmte DNA-Varianten im Erbgut von Babys gefunden, die das Risiko für eine solche Vergiftung erhöhen.

Dafür hatten Morgen und Kollegen das Erbgut von 4380 Kindern analysiert, die nach einer Präeklampsie zur Welt gekommen waren und mit jenem von mehr als 300 000 gesunden Menschen verglichen. Und haben so die auffälligen DNA-Variationen gefunden.

Betroffene Schwangere leiden vor allem an erhöhtem Blutdruck, scheiden vermehrt Eiweiß über den Urin aus. Kommen starke Kopfschmerzen, kindliche Wachstumsstörungen oder Oberbauchschmerzen hinzu, sind die Frauen von einer besonders schweren Form der Krankheit betroffen. Die Organe des Kindes werden nicht richtig durchblutet, das Baby kann nicht gedeihen, und den Müttern droht wegen des erhöhten Blutdrucks eine Hirnblutung. In Deutschland erkranken jährlich etwa zwei von hundert Schwangeren daran.

Noch kennen Mediziner die genaue Ursache der Vergiftung nicht. Sie wissen aber, dass die Plazenta bei der Erkrankung nicht gut funktioniert, dass sie ihrer Aufgabe als Filter zwischen dem Kreislauf des Kindes und der Mutter nicht richtig nachkommen kann. Der Mutterkuchen entsteht in den ersten Schwangerschaftswochen unter anderem aus einem Teil der Keimblase des Embryos. Daher hatten die Forscher um Linda Morgan im Erbgut der Babys nach jenen Genvariationen gesucht, die zu einer gestörten Funktion des Mutterkuchens führen können.

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