Süddeutsche Zeitung

Geburt:Speisen im Kreißsaal

Gebärenden wird gemeinhin geraten, während der Wehen nichts zu essen. Als unnötig bewerteten britische Forscher nun diese Vorsichtsmaßnahme.

Schwangere Frauen können während der Wehen ohne Bedenken etwas essen. Nach einer Studie britischer Mediziner hat es keinen Einfluss auf den Verlauf der Geburt, ob werdende Mütter bei der Geburt feste Nahrung zu sich nehmen. ( British Medical Journal, online).

Untersucht wurden 2426 Frauen, die ihr erstes Kind bekamen. Die werdenden Mütter wurden zwei Gruppen zugeordnet: Etwa die Hälfte durfte während der Wehen unter anderem Brot, Kekse, Obst, Gemüse, Suppe oder fettarmen Joghurt essen. Die andere Hälfte bekam lediglich Wasser und Eisstückchen.

Frauen, die etwas gegessen hatten, lagen durchschnittlich genauso lange in den Wehen wie diejenigen in der Vergleichsgruppe. Der Prozentsatz der Frauen, die ihr Kind ohne Komplikationen auf die Welt bringen konnten, war in beiden Gruppen gleich hoch. Auch die Zahl der Säuglinge, die mithilfe einer Geburtszange auf die Welt geholt werden mussten, war in beiden Gruppen nahezu identisch; ebenso die Kaiserschnittrate.

An den Geburtskliniken der Berliner Charité dürfen Frauen schon seit einiger Zeit während der Geburt essen. "Die Frauen leisten harte Arbeit. Für ihr Wohlbefinden ist es wichtig, dass sie nicht unter Hunger leiden und genügend Flüssigkeit zu sich nehmen", sagt der Geburtsmediziner Jan-Peter Siedentopf.

Bislang rieten viele Ärzte Frauen vom Essen während der Geburt ab: Wenn im Notfall eine Narkose nötig sei, bestehe die Gefahr, dass Nahrung in die Luftröhre gerate, falls die Frauen sich übergeben. "Dieses Restrisiko ist aber sehr gering", so Siedentopf.

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Quelle:
SZ vom 26.03.2009/beu
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