Biologie:Die Blutsauger von den Galapagosinseln

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Hat der Vampirfink Hunger, hüpft er auf den Rücken eines Wirts und pickt, bis eine blutende Wunde entsteht. (Foto: Mary Evans Pi/picture alliance)
  • Vampirfinken fügen ihren Wirtsvögeln Wunden zu, aus denen sie deren Blut trinken.
  • Forscher haben jetzt festgestellt: Die Darmbakterien der Finken ähneln jenen von Vampirfledermäusen - sie helfen dabei, Blut zu verdauen.
  • Der Vampirismus ist für die Tiere nur eine Notlösung.

Von Lena Hummel

Eigentlich sieht der braune, etwa 20 Zentimeter große Singvogel, der zur Gruppe der Darwinfinken gehört, ganz schön niedlich aus. Tatsächlich hat der Vogel, der auf den nördlichsten Inseln der Galapagosinseln zu Hause ist, so einiges mit unbeliebten Tieren gemeinsam - mit Stechmücken, Zecken, Blutegeln und Vampirfledermäusen. Der Vampirfink ( Geospiza difficilis septentrionalis) ernährt sich vom Blut anderer Vögel, seine Opfer sind Blaufußtölpel und Nazcatölpel, größere Wasservögel.

Hat der Vampirfink Hunger, hüpft er auf den Rücken eines Wirts und pickt den Ansatz seiner Federkiele auf, bis eine blutende Wunde entsteht. Für die Tölpel ist das zwar lästig, denn die kleinen Blutsauger stürzen sich dann in Schwärmen auf sie. Lebensbedrohlich ist die kleine Verletzung für erwachsene Vögel aber nicht. Küken, die vor den Vampirvögeln fliehen und nicht mehr zurückfinden, kann der Angriff allerdings das Leben kosten.

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Das Wissenschaftsmagazin Philosophical Transactions of the Royal Society B hat jetzt eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass die Darmbakterien der bluttrinkenden Singvögel denen der in Mittel- und Südamerika lebenden Vampirfledermäuse ähneln. Eine im vergangenen Jahr publizierte Untersuchung hatte bereits gezeigt, dass Vampirfinken spezielle Darmbakterien entwickelt haben, die die Verdauung des Tierbluts zu unterstützen.

Für die Finken ist Blut eine Notlösung

Se Jin Song, Biologin an der University of California, San Diego und Hauptautorin der jüngst veröffentlichten Studie, hatte schon zuvor für andere Tierarten untersucht, ob gleiche Ernährungsgewohnheiten mit ähnlichen Bewohnern im Darm einhergehen. Die Wissenschaftlerin konnte sowohl bei Vampirfledermäusen als auch bei Vampirfinken eine Bakteriengruppe nachweisen, die die Verarbeitung von Natrium und Eisen erleichtert und dementsprechend bei der Verdauung von Blut hilfreich ist.

Dass sich die Vampirvögel hauptsächlich von Blut ernähren, ist dem Klima auf den Inseln Wolf und Darwin geschuldet. Wenn Samen, Nektar und Insekten wegen der Trockenheit knapp werden, steigen die Vögel auf Blut um. Die Darwinfinken gelten generell als lebendes Beispiel für die Evolutionstheorie: Jede der 14 Arten ist auf ihren spezifischen Lebensraum auf den Galapagosinseln spezialisiert. Der Vampirfink ist mit seinem außergewöhnlichen Nahrungsverhalten ein extremes Beispiel für diese Anpassung.

Bei Vampirfledermäusen ist das anders: Sie ernähren sich ausschließlich vom Blut anderer Säugetiere oder Vögel. Sie nutzen wärmeempfindliche Sensoren, um gezielt nach Venen unter der Haut ihrer Opfer zu suchen, und betäuben die Stellen anschließend mit ihrem Speichel.

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