Süddeutsche Zeitung

Fünf Jahre nach der Nuklearkatastrophe:Fukushimas verstrahltes Land

Fünf Jahre nach Fukushima hat sich der Fotograf Christopher Furlong in die Region aufgemacht, um die Folgen der Nuklearkatastrophe zu dokumentieren.

Es war eine Dreifachkatastrophe, die vor fast genau fünf Jahren, am 11. März 2011 über Japan hereinbrach: Ein verheerendes Erdbeben löste einen Tsunami aus, der mit der Atomkatastrophe von Fukushima in den schwersten nuklearen Zwischenfall seit Tschernobyl mündete. Fünf Jahre nach dem Unglück reist der Getty-Fotograf Christopher Furlong in das verstrahlte Land. Einer der wenigen Menschen, die er hier traf, war dieser Mitarbeiter des Fukushima-Betreibers Tokyo Electric Power Company (Tepco).

Knapp 100 000 Japaner mussten die Region verlassen. Die Umweltbelastung wird nach Einschätzung von Greenpeace noch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte andauern. Was dann noch von den Häusern übrig ist, weiß niemand.

Die Regierung lässt seit Jahren mit gigantischem Aufwand weite Gebiete in der Region dekontaminieren. Der Abraum wird in großen, schwarzen Plastiksäcken verstaut und an veschiedenen Stellen in der Region gelagert.

Während die Aufräumarbeiten laufen, steht die Zeit still. Ziviles Leben ist nicht mehr möglich.

Wo vor fünf Jahren die Menschen ihren Alltag lebten, sind nur Geisterstädte zurückgeblieben. Kein Kind hat seit der Katastrophe mehr diesen Schulflur betreten.

Vor zwei Jahren führte die Tageszeitung Yomiuri eine Umfrage durch. Nur 40 Prozent der Tsunami-Flüchtlinge wollten an die Orte zurückkehren, wo einst ihre Häuser standen. Arbeit gibt es dort oft ohnehin nicht.

Ihre Habe mussten die Bewohner bei der hastigen Evakuierung zurücklassen. Auch der verheerende Tsunami hat sie ihres Lebensraums beraubt. Viele wohnen seit Jahren in viel zu kleinen Containern. Neu gebaut werden darf erst, wenn wieder Schutzwälle vor den Häfen stehen - und das kann dauern.

Wo kein Leben stattfindet, erobert die Natur sich ihren Raum zurück. Kurz nach dem Unglück richtete die Regierung Japans ein Sperrgebiet im Umkreis von 20 Kilometern um das ehemalige Kraftwerk ein. 27 000 Haushalte in neun Kommunen waren von dieser Regelung betroffen.

Die Vegetation scheint auf den ersten Blick kaum von der Radioaktivität beeinflusst. Studien zeigen laut Greenpeace jedoch, dass die Auswirkungen der Verseuchung auf die Umwelt erkennbar werden. So enthielten neue Blätter hohe Konzentrationen an Radioaktivität. Zudem nehme offenbar die Wachstumsmutation von Tannen mit dem Ansteigen der Strahlendosis zu.

Bis hier wieder Kinder spielen, werden noch viele Jahre vergehen.

Langsam beginnen die Gebäude zu verfallen. Andere Orte in der Region werden nach und nach von der Regierung wieder freigegeben; Umweltorganisationen halten dies für nicht sicher. Greenpeace Japan nimmt an, die Strahlung in den Gebieten sei oft nach wie vor zu hoch.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2894666
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.