Friedensnobelpreis:Schulze schlägt Weltbiodiversitätsrat vor

Bundesgesellschaft für Endlagerung legt Zwischenbericht vor

Der Global Assessment Report habe bereits eine größere Wirkung erzeugt, als jeder andere bisher veröffentlichte Umweltbericht, so Schulze.

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Das Gremium hatte mit seinem Bericht die weltweite Aufmerksamkeit auf das katastrophale Artensterben gelenkt.

Von Thomas Krumenacker

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat den Weltbiodiversitätsrat IPBES für den diesjährigen Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Die UN-Organisation habe mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit einen "unschätzbaren Beitrag zum Weltfrieden und zur globalen Entwicklung" geleistet, schrieb Schulze in ihrer Nominierung an das Nobelpreiskomitee in Oslo. Besonders der im vergangenen Jahr von der Staatengemeinschaft verabschiedete IPBES-Bericht zum Zustand der Natur auf dem Planeten, der Global Assessment Report, habe weltweit die Aufmerksamkeit auf das katastrophale Artensterben gelenkt und zu neuen Verpflichtungen zahlreicher Staaten bis hin zu den sieben führenden Industrienationen (G7) geführt, schrieb die SPD-Politikerin in ihrer der SZ vorliegenden Nominierung.

"Der Global Assessment Report hat bereits ein größeres globales Bewusstsein und eine größere Wirkung erzeugt, als jeder andere bisher veröffentlichte Umweltbericht", schrieb Schulze. In dem Bericht verwiesen die Wissenschaftler darauf, dass das Artensterben heute Dutzende bis Hunderte Male größer sei als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Bekannt geworden ist der Bericht vor allem wegen seiner Warnung, dass ohne eine ökologische Wende in den nächsten Jahrzehnten eine Million Arten aussterben würden. Diese Botschaft sei durch die Jugendbewegung "Fridays for Future" und andere inzwischen "zu einem Schlüsselbegriff für die globale Jugend geworden", lobte Schulze.

IPBES-Generalsekretärin Anne Larigauderie sagte der SZ, sie habe keine offizielle Kenntnis über den vertraulichen Vorschlagsprozess. Eine Nominierung allein wäre aber "eine phänomenale Anerkennung der Bedeutung von Wissenschaft und Expertenwissen zu einer Zeit, in der der Wert von Fachwissen und Beweisen unter beispiellosen Angriffen steht." Sie helfe auch, deutlich zu machen, dass Frieden und Sicherheit direkt von den Beiträgen der Natur für die Menschen abhingen.

Der Biodiversitätsforscher Josef Settele aus Halle, der als Ko-Vorsitzender maßgeblich am Global Report beteiligt war, sagte, ein Nobelpreis wäre eine Anerkennung für Tausende von Wissenschaftlern und anderen Experten rund um den Globus, die ihre Kreativität und Zeit in die IPBES-Berichte eingebracht hätten, "in der Hoffnung dass Wissenschaft die Grundlage für Politik darstellt - jetzt mehr als jemals zuvor."

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES ist eine Art Schwesterorganisation des Weltklimarates IPCC, der 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Beide UN-Organisationen beraten Regierungen und internationale Organisationen. Während die Berichte des IPCC beispielsweise in die Ergebnisse des Pariser Klimaabkommens von 2015 einflossen, sind die IPBES-Reports eine wichtige Grundlage für die Formulierung weltweiter Ziele für den Naturschutz bei der Weltkonferenz zur biologischen Vielfalt im kommenden Jahr in China. Der IPBES hat sein Sekretariat in Bonn. Der Träger des diesjährigen Friedensnobelpreises wird am 9. Oktober bekanntgegeben.

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Luisa Neubauer, 25, kommt aus Hamburg, wo sie 2014 Abitur machte. Danach arbeitete sie in Tansania für ein Hilfsprojekt und in England auf einem Biobauernhof. Im Sommer 2020 hat sie in Göttingen ihren Bachelor in Geografie abgelegt. Sie ist Mitglied der Grünen und Aktivistin an der Front von Fridays for Future. Aus der Bewegung eine Partei zu machen, lehnt sie ab.

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