Süddeutsche Zeitung

SZ-Klimakolumne:Klimaschutz, Phase zwei

Zum elften Mal hat die Fridays-for-Future-Bewegung zum globalen Klimastreik aufgerufen. Es gehen aber längst nicht mehr so viele wie einst auf die Straße. Ist das schlimm?

Von Marlene Weiß

Es ist zuletzt etwas ruhiger geworden um die Fridays-for-Future-Bewegung, was wohl auch daran liegt, dass der Protest sich teilweise verlagert hat. Er findet nicht mehr nur auf der Straße statt, sondern auch in Talkshows, Meinungsbeiträgen oder Petitionen. Aber auch die guten alten analogen Streiks gibt es noch - oder wieder, seit es die Pandemie wieder erlaubt. Für diesen Freitag haben die Fridays zum elften Mal zum globalen Klimastreik aufgerufen.

Was die Teilnehmerzahlen angeht, wurde der bisherige Höhepunkt im September 2019 erreicht, mehr als 1,3 Millionen Menschen gingen damals allein in Deutschland auf die Straße. So viele werden es heute mit Sicherheit nicht werden: In Berlin versammelten sich nach Polizeiangaben gut 20 000 Menschen im Invalidenpark, auch in Hamburg und anderen Städten gab es Demonstrationen (hier Bilder von den Protesten), aber nach Siebenstelligkeit sieht es vorerst nicht mehr aus, wenn man nicht die neuerdings teilvegane und klimabemühte Wiesn in München großzügig auch als Klimademo durchgehen lässt. Ist das schlimm?

Die Klimabewegung ist in eine neue Phase eingetreten

Natürlich kann man sich sorgen, dass das Klima neben Krieg, Pandemie und Inflation in Vergessenheit gerät. Andererseits: Das Demonstrieren war noch nie ein Selbstzweck, demonstrieren spart kein CO₂. Es ging immer darum, Dinge in Bewegung zu bringen. Und da haben die Aktivisten schon viel erreicht; wer weiß, wo wir heute stünden, wenn Greta Thunberg sich nicht vor gut vier Jahren vors schwedische Parlament gesetzt hätte. Vielleicht wäre es etwa nie zum historischen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts gekommen, mit dem der Gesetzgeber im April 2021 zu konkreterem Klimaschutz verdonnert wurde.

Inzwischen ist die Klimabewegung in eine neue Phase eingetreten, wie Protestforscher Simon Teune in der taz erklärte: Anfangs ging es darum, den politischen Druck mit Großdemos in die Höhe zu treiben, das ist gelungen. Jetzt sei es wichtig, sichtbar zu bleiben. Das Bewusstsein ist da, jetzt muss gehandelt werden. Leider ist das noch ein sehr langer Weg.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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