Frauen, die forschen:Die Wissenschaft im Blick

Fotografin Bettina Flitner hat Wissenschaftlerinnen porträtiert. Einige von ihnen berichten hier, was die Art der Darstellung mit ihrer Forschung zu tun hat - und mit ihrer Persönlichkeit.

Barbara Galaktionow

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Frauen, die forschen; Christiane Nüsslein-Volhard; Foto: Flitner

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Fotografin Bettina Flitner hat 25 Naturwissenschaftlerinnen porträtiert. Einige von ihnen berichten hier, was die Art der Darstellung mit ihrer Forschung zu tun hat - und mit ihrer Persönlichkeit.

In der Ursuppe

Das war der Ausgangspunkt: Als die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard 1995 für ihre genetische Forschung an Fruchtfliegen den Nobelpreis für Medizin erhielt, gab es kein einziges offizielles Bild von ihr - nicht einmal am Tübinger Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, dessen Abteilung für Genetik Nüsslein-Volhard zum damaligen Zeitpunkt seit zehn Jahren leitete.

Für Fotografin Bettina Flitner gab dies den Anstoß für ein Fotoprojekt, das später darin mündete, Wissenschaftlerinnen in ihrer Forschungsumgebung zu porträtieren. Die erste von ihnen war Nüsslein-Volhard.

Auf dem Foto taucht die Nobelpreisträgerin, die vor allem Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Entwicklungsbiologie betreibt, im übertragenen Sinne ein in die Grundlagen ihres Faches: Der Seerosenteich symbolisiert die Ursuppe, aus der in der frühen Erdgeschichte die ersten einfachen organischen Verbindungen entstanden.

Foto: Bettina Flitner

Frauen, die forschen; Gerda Horneck; Foto: Flitner

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Mit Blick ins Weltall

Das Arbeitsgebiet von Gerda Horneck erstreckt sich weit über die Erde hinaus bis in den Weltraum. Die Exobiologin erforscht die Bedeutung der Sonne für unsere Biosphäre, aber auch für mögliches Leben auf anderen Planeten - zum Beispiel auf dem Mars.

Auf dem Foto steht sie vor einer Sonnenreflektionswand auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), dessen Abteilung für Strahlenbiologie Horneck bis zu ihrer Pensionierung leitete. Die Wand spiegelt die Sonnenstrahlen hin zu einem sogenannten Kollimator, der die Strahlen bündelt, erklärt die Forscherin. Dadurch erhielten sie eine hohe Energiedichte und könnten beispielsweise Eisen durchbohren.

"In den Händen halte ich ein Expositionstablett, in dem verschiedene biologische Proben, zum Beispiel Bakteriensporen und Flechten, gezielt der Sonnenstrahlung und anderen Bedingungen des freien Weltraums ausgesetzt werden. Dazu werden die Proben zum Beispiel zur internationalen Raumstation (ISS) transportiert", erklärt Horneck weiter. Im Anschluss würden die Proben analysiert und daraus die Überlebenswahrscheinlichkeit von Mikroorganismen im Weltraum oder auf anderen Planeten abgeschätzt. Ein baugleiches Expositionstablett befindet sich demnach zur Zeit auf der ISS, und zwar außen an dem europäischen Modul Columbus.

Foto: Bettina Flitner

Frauen, die forschen; Martina Dören, Foto: Flitner

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Auge in Auge mit dem Knochenmann

Martina Dören arbeitet am Klinischen Forschungszentrum für Frauengesundheit an der Charité in Berlin. Das Bild mit dem Skelett spiegelt Teile der Arbeit der Gynäkologin wider, deren Lehrstuhl sich nicht nur mit Frauenforschung befasst, sondern auch mit Osteologie, also der Lehre von den Knochen.

Das Porträt mit Gerippe entstand aus einer spontanen Eingebung heraus, wie Dören berichtet: "Die Fotografin Bettina Flitner und ich fanden das Skelett im Hörsaal interessant. Ich erzählte ihr, dass es ein männliches Skelett sei und woran man das erkennt und daraus entsprang dann die Idee mit dem Foto: ich Auge in Auge mit diesem 'Mann'."

Foto: Bettina Flitner

Frauen, die forschen, Tanja Clees; Foto: Flitner

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Am Rechner

Vor Superrechnern muss Mathematikern Tanja Clees mit ihrem Sohn Martin normalerweise nicht stehen. Denn zur konkreten Arbeit braucht sie "bloß einen Laptop und eine gute Internetverbindung zum Institut", wie sie sagt.

Doch als Sinnbild für ihre Arbeit beim Fraunhofer-Institut für Algorithmen und wissenschaftliches Rechnen SCAI in Bonn taugen die großen Rechner trotzdem - denn sie bilden quasi das Rückgrat moderner Mathematik. "Für das wissenschaftliche Rechnen braucht man Hochleistungscomputer beziehungsweise je nach Aufgabe eben Cluster oder ganze Farmen von ihnen, sonst lassen sich Simulationen vernünftiger Qualität nicht machen", stellt Clees fest, "und meine Arbeit als angewandte Mathematikerin sähe ganz anders aus, gäbe es keine vernünftigen schnellen Computer."

Derzeit leitet die Industriemathematikerin die Arbeitsgruppe "Robustes Design", bei der sie beispielsweise berechnet, wie dünn ein Autoblech sein kann, ohne sich beim Crashtest zu verformen.

Foto: Bettina Flitner

Frauen, die forschen; Thisbe Lindhorst; Foto: Flitner

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In den Fluten

Thisbe Lindhorst ist an der Universität Kiel Professorin für organische und biologische Chemie. Ihre Arbeit als Wissenschaftlerin sieht sie auf dem Foto, das am "Falkensteiner Strand" nahe ihrem Institut aufgenommen wurde, zwar nicht direkt, aber in einem weiteren Sinne repräsentiert - denn ihre Inspiration ergebe sich ja "nicht nur aus dem Aufenthalt im Labor", wie sie betont.

"Meine Forschung kann ich natürlich nur aus mir selbst heraus entwickeln. Es ist ganz wesentlich, dass mein eigenes Sein meine Arbeit speist und beflügelt, viel eher, als das, was man durch Anhäufung von Wissen und äußerlicher Erfahrung ist", berichtet die Wissenschaftlerin.

"Wenn man etwas Unbekanntes, Unerforschtes greifbar machen will, dann weiß man nicht, wie das geht. Sozusagen von einer Nullposition aus loszugehen, erfordert neben Fachwissen vor allem Persönlichkeit und Mut. In der Wissenschaft verhält es sich da wie in der Kunst. Wenn man etwas von dem nötigen Schaffensprozess fotografieren möchte, kann man nur versuchen, einen Funken davon einzufangen. Das hat die Fotografin Bettina Flitner getan."

Foto: Bettina Flitner

Frauen, die forschen; Julia Fischer; Foto: Flitner

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Auf Erkundungstour

Julia Fischer ist Professorin für kognitive Verhaltensforschung an der Universität Göttingen. Sie beschäftigt sich mit der Kommunikation und den Intelligenzleistungen von Primaten - und gewinnt so auch Einblicke in die Evolution der menschlichen Sprache.

Auf dem Foto sieht Fischer die Vielseitigkeit ihrer Arbeit dargestellt, die außer der unmittelbar wissenschaftlichen Tätigkeit auch eine Vielzahl administrativer Aufgaben beinhaltet: "Der schwarze Anzug steht für Management- und Repräsentationsaufgaben, der Busch für meine Arbeit im Freiland und das Fernglas für meinen Versuch, weiter zu gucken und Neues zu entdecken."

Foto: Bettina Flitner

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