Frankfurt (Oder) (dpa/bb) - Die Stadt Frankfurt (Oder) bekommt an ihrer Oderpromenade nördlich des Grenzüberganges „Stadtbrücke“ einen verbesserten Hochwasserschutz und eine neue Gestaltung. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) und Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) setzten dafür am Mittwoch den ersten Spatenstich. Insgesamt werden bis Ende 2024 auf rund 500 Metern Länge 22,4 Millionen Euro aus EU- und Landesmitteln investiert.
Die Oderpromenade nördlich des Grenzüberganges „Stadtbrücke“ ist derzeit eine riesige Baustelle. Dort, wo sonst Spaziergänger entlang des Flusses flanieren oder Radtouristen auf dem Oder-Neiße-Radweg in die Pedale treten, dominieren schwere Bagger, stählerne Rammen und große Sandberge. Der extremes Niedrigwasser führende Grenzfluss ist dahinter kaum zu sehen.
Dass die Oder auch anders kann, anschwillt und über die Ufer tritt, habe sie jedoch vor 25 Jahren während des sogenannten Jahrhunderthochwassers gezeigt, erinnerte der Umweltminister. „Genau 25 Jahre nach dem extremen Oderhochwasser 1997 wird dieses komplexe Bauprojekt den Hochwasserschutz in der Frankfurter Innenstadt auf ein neues Niveau heben“, sagte er.
Nach Fertigstellung des Projekts Ende 2024 werde die Stadt nicht nur für eine Flut, die statistisch gesehen alle 200 Jahre vorkommt, sondern auch für mögliche Eishochwasser sehr gut gewappnet sein, so Vogel. Zum Vergleich: Der höchste Pegelstand war 1997 in Frankfurt (Oder) bei 6,57 Metern gemessen worden. Die neue Kaimauer entlang der Oderpromenade wird laut den Bauplanern 30 Zentimeter höher sein als die bisherige. Nach Angaben Vogels hat das Land Brandenburg seit dem Oderhochwasser 1997 bereits 90 Prozent der Deiche entlang des Grenzflusses saniert, etwa 161 von insgesamt 191 Kilometern. Dafür wurden demnach insgesamt 388 Millionen Euro aus EU-, Bundes- und Landesmitteln investiert.
Lediglich im unteren Odertal (Uckermark) und in Frankfurt (Oder) gebe es noch nicht erneuerte Abschnitte. Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Die Linke) betrachtet das am Mittwoch gestartete Hochwasserschutz-Bauprojekt auch als Versprechen für die Zukunft. „Wir gehen davon aus, dass die Landesregierung unsere Stadt und die Landkreise entlang des Flusses aktiv dabei unterstützt, sowohl die Bewohner als auch die Oder selbst künftig besser zu schützen.“ Wie notwendig das sei, hätten die vergangenen Wochen gezeigt, sagte Wilke mit Verweis auf das massive Fischsterben in der Oder.
Das Bauprojekt setze nicht nur neue Standards, die Sicherheit betreffend, sondern auch bei der Gestaltung der Uferpromenade, betonte Infrastrukturminister Beermann. Denn nicht nur die alte, verrostete und aus den 1950er Jahren stammende Ufer-Spundwand soll auf 370 Metern Länge durch eine moderne Bohrpfahlwand aus Beton ersetzt werden. Auch die dahinter liegende Oderpromenade wird laut den Plänen auf 600 Metern Länge neu gestaltet - mit Aussichtsplattformen, sogenannten Viewpoints, die einen Panoramablick über die Oder ermöglichen sollen, mit einer neu gestalteten Treppe hin zum Fluss und neuen Anpflanzungen. „Diese Verbindung von praktischen und ästhetischen Elementen beim Hochwasserschutz ist beispielgebend, auch für andere Städte und Regionen“, schätzte Beermann ein.
Vor allem der neue Hochwasserschutz werde aufwändig neu gebaut und nehme Zeit in Anspruch, erklärte Gerrit Fromhold-Treu, Bauleiter des Brandenburger Landesumweltamtes. Zunächst müsse eine temporäre Spundwand vor die marode Uferbefestigung gesetzt werden, als Schutz für eine trockene Baugrube. Erst danach könne damit begonnen werden, die Beton-Bohrpfähle 14,50 Meter tief in den Uferboden zu rammen, sagte er. Zum Schluss werden seinen Angaben nach die verrosteten Teile der alten Ufer-Spundwand abgerissen. Die sogenannte Römertreppe in der Kaimauer, auf der Passanten direkt hinunter zum Fluss gehen können, wird laut den Planungen verbreitert und erhält Sitzgelegenheiten. Ergänzt wird sie durch ein Stemmtor, das im Hochwasserfall geschlossen wird.
Mehr Elemente zum Verweilen und ein neues Beleuchtungskonzept sollen die Promenade einladender machen. Und Fußgänger sowie Radtouristen werden sich künftig nicht mehr über holperiges Kopfsteinpflaster kämpfen müssen. Stattdessen werden ebene Betonsteinpflasterbeläge verbaut, flankiert von viel Grün.
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