In der Wahrnehmung der heute lebenden Menschen haben die Weltkriege des 20. Jahrhunderts in Schwarz-Weiß stattgefunden. Zwar wird für moderne Geschichtsdokumentationen mittlerweile historisches Filmmaterial am Computer nachkoloriert, doch zeigen diese Bilder nicht die Wirklichkeit. Kritiker wenden zudem ein, die Bildkomposition werde dadurch verfälscht und das Gleichgewicht der Schwarz-, Weiß- und Grautöne zerstört, was den Kunstcharakter des Films verrate und eine falsche Rezeptionshaltung erzeuge. Dabei war das Kolorieren auch vor hundert Jahren üblich. Das bis in die 1920er-Jahre hinein am stärksten verbreitete farbige Bildmedium war die Postkarte. Doch wo auf blassblauem Himmel rosa Wölkchen schweben, liegt ein ordinäres Schwarz-Weiß-Bild zugrunde.
Dieses Fluggerät war eines von rund 3250 Motiven, die der französische Fotograf Jules Gervais-Courtellemont während des Ersten Weltkriegs ablichtete. Dieses Bild zeigt ein Kampfflugzeug mit den Kennzeichen der französischen Luftwaffe.
(Foto: Jules Gervais-Courtellemont)Auch beim Film wurde bereits kurz nach der Jahrhundertwende mit Farbe experimentiert. Üblich waren neben der extrem aufwendigen Einzelbild-Kolorierung die Verfahren monochromatischer Tonung oder Virage ganzer Sequenzen. Die Farbe diente als dramaturgisches Mittel: Blau stand für die Nacht, Grün für die Natur und Rot für die zumindest teilidentischen Szenarien Liebe und Gefahr. Doch lässt sich auch ein authentisches Farbbild der Epoche gewinnen? Gibt es aus der Zeit des Ersten Weltkriegs auch echte Farbfilme und Farbfotos?
Ein weiteres Bild von Jules Gervais-Courtellemont zeigt Robert Nivelle, der nach Erfolgen in der Schlacht an der Marne im Oktober 1914 zum Brigadegeneral befördert worden war.
(Foto: Jules Gervais-Courtellemont)