Ein markanter Unterkiefer kann das Gesicht interessant wirken lassen - aber auch ganz praktische Vorteile haben. So nutzte ein heute ausgestorbener Schweinswal seinen extrem verlängerten Unterkiefer möglicherweise als ein Tastorgan, mit dem er im Sediment wühlte.
Forscher um die Paläontologin Rachel Racicot von der Yale-Universität haben die Anatomie des fossilen Kiefers im Fachmagazin Current Biology (online) beschrieben. "Einen ähnlichen Körperbau kennen wir bereits von manchen Vögeln und Fischen. Für ein Säugetier wurde er jedoch noch nie zuvor beschrieben", sagt Racicot.
Pflügen im Meer
Der ungewöhnliche Schweinswal lebte vor ungefähr 2,5 bis fünf Millionen Jahren vor der Küste Kaliforniens. Das Fossil wurde bereits in den 1990er-Jahren entdeckt, aber erst jetzt gründlich untersucht. Wie eine Computertomographie zeigte, setzt in der Mitte des Unterkiefers ein stabiler, jedoch zahnloser Fortsatz an. Dieser ist mit knapp 20 Zentimetern immerhin fast so lang wie der gesamte restliche Kiefer.
Die Forscher erkannten Abnutzungsspuren, die durch das Pflügen entstanden sein könnten. Vermutlich war der Fortsatz auch mit Nerven und Blutgefäßen versorgt.