Süddeutsche Zeitung

Fossilien:Das älteste Leben der Erde

Wissenschaftler haben das älteste je gefundene Fossil analysiert. Es birgt Überreste von Mikroben, die vor 3,5 Milliarden Jahren auf der Erde lebten.

Von Patrick Illinger

Auf den ersten Blick sieht der Fund aus wie eine versteinerte Wirbelsäule. Wie das Rückgrat einer Urzeit-Schlange. Wie zylindrisch geformte, aneinandergereihte Glieder einer Kette. Doch diese Assoziation mit einem modernen Lebewesen kann nicht richtig sein, denn das Fossil ist 3,5 Milliarden Jahre alt. Noch mal: 3,5 Milliarden Jahre. Das ist absoluter Weltrekord, das älteste je gefundene Fossil. Man beachte, dass die Erde überhaupt erst vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist. Das gliederförmige versteinerte Etwas ist somit rund eine Milliarde Jahre nach dem Abkühlen des heißen Protoplaneten Erde und der Formung erster Felsmassen entstanden. Es handelt sich, wenn überhaupt, um Ur-Ur-Urzeit-Mikroben.

Die Versteinerung ist seit 1993 bekannt. Sie stammt aus einer der ältesten erhaltenen Felsformationen der Erde. Dass es sich um den Abdruck eines primitiven Organismus handelt, davon ist William Schopf von der University of California Los Angeles seit Jahren überzeugt. Kritiker hatten lange Zeit dagegengehalten und die Abdrücke als zufällige Formation von Mineralien gewertet.

Mit Kollegen der University of Wisconsin-Madison will Schopf nun mithilfe modernster chemischer Analysemethoden nachgewiesen haben, dass es sich tatsächlich um eine biologische Struktur handelt. So konnte der Gehalt an Kohlenstoff-Atomen in dem Fossil vermessen werden. Die Ergebnisse lassen auf einen biologischen Ursprung schließen. Kohlenstoff ist eines der zentralen Elemente in organischen Molekül-Strukturen. Ihre Ergebnisse hat die Arbeitsgruppe im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Die Studie beschreibt insgesamt elf Überreste von Mikroben, die sich in fünf Kategorien einteilen lassen. Einige davon sind Bakterien, die es heute nicht mehr gibt. Andere sind sogenannte Archaeen, die noch immer auf dem Globus zu finden sind. Sollten die Funde tatsächlich ein Überbleibsel derart früher Lebenformen sein, könnten sie unter anderem Anhaltspunkte dafür liefern, wie einst in einer noch sauerstoffarmen Umwelt Leben entstanden ist. Das wiederum ließe darauf schließen, welche Vielfalt an Lebensformen auf anderen Planeten oder Monden möglich ist.

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Quelle:
SZ vom 20.12.2017/beu
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