Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Ein Forschungsprojekt soll die Antisemitismus-Debatte um die documenta fifteen in Kassel untersuchen. „In den letzten Monaten haben wir erlebt, wie festgefahren die Debatte ist. Mit der Studie wollen wir analysieren, woran diese Polarisierung liegt, welche Grundkonflikte darin zum Vorschein kommen und wie Veranstalter von internationalen Kunst- und Kulturfestivals in Zukunft auf solche Konflikte reagieren können“, sagte Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, laut Mitteilung vom Montag in Frankfurt.
An dem Vorhaben mit dem Titel „Antisemitismus und postkoloniale Debatten am Beispiel der documenta fifteen“ sind die Bildungsstätte, das documenta Institut sowie die Frankfurt University of Applied Sciences beteiligt. Die Studie unter Leitung von Mendel und dem Soziologen und Gründungsdirektor des documenta Instituts, Heinz Bude, soll bis Ende 2023 laufen. Grundlage seien unter anderem die Befragung und Beobachtung von Besuchern sowie Beteiligten und die Analyse des öffentlichen Diskurses.
Finanziert wird die Studie aus dem Innovationsfonds des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Die Fördersumme, verteilt auf die Jahre 2022 und 2023, beträgt nach Angaben eines Sprechers fast 347 000 Euro.
Auf der documenta seien antisemitische Werke ausgestellt worden, die nicht hätten gezeigt werden dürfen, sagte Ministerin Angela Dorn (Grüne) laut Mitteilung. Es gehe bei dem Forschungsprojekt darum, „wichtige wissenschaftliche Impulse für Kulturpolitik und Kulturbetrieb zu erhalten. Denn Antisemitismus bedroht die Grundlagen unseres friedlichen Zusammenlebens und steht einem freien und offenen kulturellen Austausch diametral entgegen.“
Die kürzlich zu Ende gegangene 15. Ausgabe der Kunstausstellung documenta war vor und während ihrer Laufzeit von immer neuen Antisemitismus-Vorwürfen erschüttert worden. Kurz nach der Eröffnung Mitte Juni wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgebaut. Auch danach wurden Werke mit antijüdischen Stereotypen entdeckt.
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