Astronomie:Astronomen entdecken sieben erdähnliche Planeten

  • Forscher berichten von sieben erdähnlichen Planeten, die sie in nächster Nachbarschaft unseres Sonnensystems entdeckt haben.
  • Sollte es dort Leben geben, dann wird man es wohl bald herausfinden.
  • Die Wissenschaftler vermuten, dass es unzählige Geschwister der Erde geben könnte - viel mehr als bisher angenommen.

Von Marlene Weiß

"Okay, hier ist die schlechte Nachricht", beginnt ein kurzes Video der Europäischen Südsternwarte Eso: "Wir haben keine Aliens gefunden." Aber das war es dann auch mit der Bescheidenheit. "Das bislang unglaublichste Sternsystem", jubeln die Eso-Astronomen (kann man "unglaublich" überhaupt steigern?).

"Aufregend", heißt es auch in einem Begleitkommentar im Fachmagazin Nature: In dessen aktueller Ausgabe berichten Forscher von gleich sieben erdähnlichen Planeten, die sie in nächster Nachbarschaft unseres Sonnensystems entdeckt haben. Und das rund um einen Stern, dessen Umgebung sich bestens zur weiteren Erkundung eignet. Sollte es dort Leben geben, dann wird man es wohl bald herausfinden.

Schon seit 2010 beobachten die Wissenschaftler um Michaël Gillon von der Universität Liège mit dem vergleichsweise kleinen Teleskop Trappist in Chile die kleinsten Sterne in der Umgebung der Sonne. Im Herbst 2015 hatten sie endlich Erfolg: Ein recht kalter Zwergstern, alsbald nach dem Teleskop Trappist-1 getauft, flackerte periodisch - ein Hinweis darauf, dass dort kreisende Planeten regelmäßig einen Teil des Lichtes verdecken.

Das Planetensystem ist nicht einmal 40 Lichtjahre entfernt - für kosmische Verhältnisse ein Katzensprung

Im Mai 2016 veröffentlichten die Forscher ihre Beobachtungen in Nature, schon damals gab es einige Aufmerksamkeit. Drei vermutlich felsige Planeten, ungefähr so groß wie die Erde, kreisen um Trappist-1, hieß es. Und das Planetensystem ist nicht einmal 40 Lichtjahre entfernt - für kosmische Verhältnisse ein Katzensprung. Der nächste Nachbar der Erde, Proxima Centauri, ist 4,2 Lichtjahre weit weg.

Nun haben die Forscher noch genauer hingeschaut, mit diversen irdischen Teleskopen sowie dem Spitzer-Weltraumteleskop der Nasa. Und sie können kräftig nachlegen. Nicht nur drei, sondern gleich sieben Planeten schart Trappist-1 um sich, alle etwa so groß wie die Erde. Und das Beste: Drei der neu entdeckten Welten sind in der sogenannten "habitablen Zone" unterwegs, auf einer Umlaufbahn, die perfekte Temperaturen für flüssiges Wasser bietet. Dort hat Leben eine reelle Chance.

Die Heimat solcher extraterrestrischen Organismen wäre aus irdischer Sicht recht seltsam. Die Planeten kreisen sehr eng um ihren kühlen, winzigen Stern, alle sieben sind ihm noch näher als Merkur der Sonne. Auf Trappist-1f, laut den Forschern der lebensfreundlichste Kandidat, scheint eine matte, rötliche Sonnenscheibe zehnmal so groß wie am irdischen Himmel. Weitere Planeten sehen dort aus wie riesige Monde. Möglicherweise gibt es aktive Vulkane. Ein Jahr dauert nur neun Erd-Tage. Der Trappisten-Tag hingegen geht bis in alle Ewigkeit: Vermutlich drehen sich alle Planeten so wie der Erd-Mond so um ihre Achse, dass immer die gleiche Seite beschienen wird; dort wäre es dann deutlich wärmer als auf der dunklen Seite.

Trotzdem meinen die Forscher, dass es Wasser und im Prinzip auch Leben geben könnte. "Wenn der Planet eine Atmosphäre hat, würde Wärme von der Tag- auf die Nachtseite transportiert", sagte Michaël Gillon bei einer Telefonpressekonferenz. "Es gäbe zwar einen Temperaturunterschied, aber er wäre nicht katastrophal."

"Es sieht so aus, als würden diese winzigen, kühlen Sterne massenhaft kleine Planeten produzieren"

Noch ist wenig gewiss, weder die Struktur der Planeten noch die Existenz von Wasser oder einer Atmosphäre, geschweige denn deren Zusammensetzung. Aber das schwache Licht von Trappist-1 ist bestens geeignet, um die Planeten genauer zu untersuchen. Bei jedem Durchgang vor dem Stern können Teleskope aufzeichnen, wie viel Licht der Planet und seine Atmosphäre verschluckt. So kann man auf deren chemische Zusammensetzung schließen. Enthält sie eine Kombination von Methan, Sauerstoff oder Kohlendioxid, wäre das ein deutlicher Hinweis auf Leben. Erste Daten könnte das Hubble-Weltraumteleskop liefern; Genaueres sollte das James Webb-Weltraumteleskop in Erfahrung bringen, das 2018 starten soll.

Aber selbst wenn sich die sieben fremden Erden als öde Gesteinsklumpen erweisen sollten, wäre die Entdeckung noch faszinierend: Immerhin sind kleine, kalte Sterne wie Trappist-1 der häufigste Sternen-Typ in der Milchstraße, es gibt zig Milliarden von ihnen. "Es sieht so aus, als würden diese winzigen, kühlen Sterne massenhaft kleine Planeten produzieren", sagte Co-Autor Emmanuël Jehin. Das bedeutet, dass da draußen unzählige Geschwister der Erde ihre Bahnen ziehen könnten - viel mehr als bisher angenommen.

Was sei denn nun die zentrale Botschaft, wurden die Forscher in der Pressekonferenz gefragt. "Bisher hatten wir vier erdähnliche, felsige Planeten, die man gut untersuchen konnte", antwortete Gillon - das waren Merkur, Venus, Erde und Mars. Jetzt seien es sieben mehr, und man analysiere sie nicht erst in Jahrzehnten, sondern jetzt: "Wir erkunden ein anderes Sonnensystem."

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