Forensik:Gender-Gap beim Töten

Sonderliche Tanten mit einem Hang zur Giftmischerei: Abby (Josephine Hull) und Martha (Jean Adair). (Foto: picture alliance)

Ungleichheit auch bei Mord und Totschlag: Nur jede zehnte Tat wird von einer Frau begangen. Ob das an der Wahl der Waffen liegt?

Von Christian Weber

Im Filmklassiker "Arsen und Spitzenhäubchen" sind es zwei reizende alte Damen, die einsame alte Herren mithilfe diverser Substanzen vom Leben erlösen, oder wie es im Drehbuch heißt: "Gott näher bringen". Dass diese Geschlechterrolle nicht nur im Film eher die Ausnahme ist, stellten Forscher um den Psychologen Thomas Nilsson von der Universität Göteborg in einer Analyse aller 1570 Tötungsakte fest, die zwischen 1990 und 2010 in Schweden registriert wurden ( International Journal of Forensic Mental Health).

Auf neun männliche Tötungsakte kommt immer noch nur eine weibliche Tat - und das im in Gleichstellungsfragen so fortschrittlichen Schweden. Interessant sind die Details: Frauen greifen am häufigsten zum Messer - in gut 60 Prozent aller Fälle -, wobei ihr Opfer meist der Intimpartner (64 Prozent) oder ein Bekannter (22,8 Prozent) ist, und der Tatort fast immer das eigene Heim.

Männer nutzen zwar auch in jedem zweiten Fall scharfe Klingen, verlassen sich aber auch auf stumpfe Gewalt (22,2 Prozent) und relativ häufig auf Feuerwaffen (16,5 Prozent). Die Opfer der Männer sind in der Hälfte der Taten Bekannte. Aber vielleicht liegt all das auch daran, dass Frauen geschickter mit Arsen und Zyankali umgehen und der Statistik entgehen.

© SZ vom 21.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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