Die bei dem Atomunglück im japanischen Fukushima freigesetzte Radioaktivität hat sich über die Tierwelt fast 10.000 Kilometer bis an die US-Küste ausgebreitet. Die in Thunfischen vor Kalifornien gemessenen Cäsium-Werte seien zwar für den Menschen nicht bedrohlich, aber deutlich stärker als in 2008 gefangenen Fischen, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Artikel in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences. Es sei das erste Mal, dass ein großer Wanderfisch Radioaktivität nachweislich über eine solche Distanz transportiert habe.
Forscher um Daniel Madigan von der Stanford University fanden die hohen Cäsium-Werte bei 2011 gefangenen Blauflossen-Thunfischen. Die Tiere verbringen ihre Kinderstube in japanischen Gewässern, erst später wandern sie an die amerikanische Küste. Die gemessenen Werte lägen jedoch um mehr als eine Größenordnung unter dem von der japanischen Regierung festgelegten Grenzwert von 100 Becquerel pro Kilogramm Fisch, heißt es.
Nach Einschätzung des Wissenschaftlers Marc-Oliver Aust vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Hamburg stellt die erfasste Belastung keine Gefahr beim Verzehr dar. Eine Fischmahlzeit von 200 Gramm wäre gerade einmal mit 0,064 Mikrosievert aus Cäsium 134 und 137 belastet. Zum Vergleich: Pro Jahr nimmt ein Deutscher eine Dosis von rund 2300 Mikrosievert allein durch natürliche Radioaktivität auf.
Insgesamt hatten die Wissenschaftler die radioaktive Belastung von 15 Fischen aus Fängen vom August 2011 mit der von fünf Fischen gleicher Art von 2008 sowie fünf Gelbflossen-Thunfischen, die während ihres Lebenszyklus' vor der amerikanischen Küste bleiben.
In Fukushima kam es in Folge des Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 in drei Reaktoren zu Kernschmelzen. Die Umwelt wurde verstrahlt, Zehntausende von Menschen mussten fliehen.