Süddeutsche Zeitung

Flatirons:Bügeleisen in der Wüste

Lesezeit: 2 min

Manche Felsformationen in den Wüsten der USA erinnern an gigantische Bügeleisen. Wie kommen die "Flatirons" zustande?

Text: Angelika Jung-Hüttl, Fotos: Bernhard Edmaier

Tausende von dreieckigen Felsgebilden reihen sich im Comb Ridge aneinander, einem etwa 130 Kilometer langen, schmalen Bergrücken im amerikanischen Südwesten. Er verläuft durch die Wüstenlandschaft des Coloradoplateaus von Utah im Norden nach Arizona im Süden.

Der Bergrücken besteht aus unzähligen, schräg gestellten Sandstein- und Schieferton-Schichten. Meistens sind sie ockerfarben. Dort, wo Spuren von Eisenmineralien die Gesteine durchsetzen, erscheinen sie rot und braun, stellenweise sogar violett.

Angeblich haben die Frauen der ersten Siedler im "Wilden Westen" den gewinkelten Gesteinspaketen den Namen "Flatirons" - Bügeleisen - gegeben. Geologen haben die Bezeichnung übernommen, für Felsformationen, die man überall auf der Welt vor allem in Wüstengebirgen findet.

Dort, wo der San-Juan-River quer durch den Bergrücken mäandert, kann man rekonstruieren, wie diese "geologischen Bügeleisen" entstehen: Es braucht dafür gigantische Gesteinspakete in der Erdkruste, in denen weichere und härtere Gesteinslagen wie in einem Schichtkuchen übereinander gestapelt sind.

Außerdem müssen gewaltige geologische Kräfte den Gesteinsstapel einengen, sodass er sich wellt wie ein dicker Teppich. Dabei werden die Schichten aufgewölbt und schräg gestellt.

Die Schichten des Comb Ridge gerieten unter diesen Druck, als in der Nachbarschaft des Coloradoplateaus vor 70 bis 40 Millionen Jahren die Rocky Mountains aufgefaltet wurden, der mächtige Gebirgszug, der den ganzen nordamerikanischen Kontinent von Norden nach Süden durchzieht.

Nach der Schrägstellung kommen Klima, Verwitterung und Erosion ins Spiel. Flatirons können nur in trockenen, vegetationslosen Landschaften entstehen, in denen es selten, aber dafür heftig regnet. Das Wasser, das auf die gekippten Schichten fällt, fließt zunächst ab, sammelt sich aber dann zu Bächen, die mit der Zeit tiefe Rinnen in die schrägen Flanken der großen Gesteinsaufwölbungen graben.

Von der Ablagerung der Gesteine über die Gebirgsbildung bis hin zur Formung der Flatirons dauert der Prozess viele Jahrmillionen.

Auch in Europa sind solche steinernen Bügeleisen zu finden, zum Beispiel in den spanischen Pyrenäen. Dort bestehen sie aus Kalkschichten, die sich einst in einem flachen Meer zwischen der kleinen iberischen Kontinentalplatte (darauf liegen heute Portugal und Spanien) und der großen eurasischen Kontinentalplatte ablagerten.

Als die iberische Platte vor 80 bis 20 Millionen Jahren allmählich auf Europa zuwanderte und schließlich mit ihr zusammenstieß, wurden diese Kalkschichten zusammengeschoben und stellenweise in riesigen tonnenförmigen Gewölben hochgedrückt. Weil es damals trockener war, formten Verwitterung und Erosion schließlich die "Bügeleisen". In dem feuchteren Klima heute haben Wälder und Wiesen die aufgewölbte Felsformation überwachsen. Nur die fast senkrechten Wände sind kahl.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4165042
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.