Evolutionsbiologie:Im Sparmodus durch die Steppe

Was tun Schimpansen auf einem Laufband mit Atemmaske? Ganz einfach: Sie sollen helfen zu klären, ob der aufrechte Gang einen Evolutionsvorteil brachte.

Christopher Schrader

Für eine Banane oder einen Schluck Saft machen Schimpansen im Labor die merkwürdigsten Sachen: zweibeinig über ein Laufband gehen zum Beispiel, mit einer Atemmaske vor dem Gesicht.

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Eine Hommage an die historische Darstellung der Evolution des Menschen: Die Fortbewegung auf vier und zwei Beinen.

(Foto: Foto: C. Wolinsky)

Anthropologen von drei amerikanischen Universitäten wollten mit diesem Test ihre These beweisen, dass der aufrechte Gang für Vorfahren des Menschen ein Trick gewesen sein könnte, Energie zu sparen. Die Forscher verglichen darum den Laufstil von fünf Schimpansen auf vier und zwei Beinen mit dem von vier Menschen. Über die Maske erfassten sie Sauerstoff- und Energieverbrauch.

Tatsächlich kamen Menschen pro Kilogramm und Meter Wegstrecke mit einem Viertel der Energie aus, die Affen auf vier Beinen benötigten (PNAS, online). Doch drei der fünf Schimpansen brauchten mehr Energie auf zwei als auf vier Beinen.

Das können die Anthropologen sogar biomechanisch erklären: Erstens zwingen die kürzeren Hinterbeine die Affen zu mehr kurzen Schritten, zweitens liegt ihr Schwerpunkt aus anatomischen Gründen beim zweibeinigen Gang nicht über, sondern vor der Hüfte, was sie mit Muskelkraft ausgleichen müssen.

Nur zwei Affendamen lieferten den Forschern Grund zur Freude: Die eine kam auf zwei Beinen ein wenig, die andere deutlich energiesparender voran. Sie machte auf dem Laufband längere Schritte und beugte Knie und Hüften stärker als ihre Artgenossen.

Die Anthropologen nehmen daher an, dass auch bei den letzten gemeinsamen Vorfahren von Schimpanse und Mensch manche Individuen die anatomischen Voraussetzungen hatten, aufrecht gehend Energie zu sparen. Dieser Vorteil hätte es ihnen - ganz im Sinne der Darwinschen Theorie - erlaubt, mehr Nachkommen zu haben.

Viele Anthropologen nehmen jedoch an, dass mit dem aufrechten Gang Änderungen im Verhalten verbunden waren. Entweder konnten die Vormenschen auf zwei Beinen weiter sehen und Dinge mit den Händen tragen. Oder sie haben die Fortbewegung auf dem Boden perfektioniert, nachdem ihre Vorfahren in Bäumen wie Orang-Utans aufrecht über Äste balanciert waren.

Oder sie haben das zweibeinige Gehen gelernt, als sie immer tiefer in Seen wateten, um Fische zu fangen. In jedem Fall hätte das Energiesparen die Umstellung erleichtert.

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