Evolution zu Vögeln:Die wundersame Schrumpfung der Dinos

Die Evolution hat aus behäbigen Dinosauriern wendige Vögel gemacht. Forscher haben nun die Millionen Jahre dauernde Schrumpfung nachgezeichnet. Der Stammbaum erlaubt faszinierende Einblicke.

Von Robert Gast

Ein wenig ungelenk waren sie schon. Die Dinosaurier der Familie Tetanurae, die vor etwa 198 Millionen Jahren lebten, liefen mit zwei unbrauchbaren Ärmchen umher und wogen mehr als 160 Kilogramm. Umso überraschender, dass diese Vettern des Tyrannosaurus Rex vermutlich die Urvorfahren jener Vögel sind, die heute von den Bäumen zwitschern.

Wie konnte das passieren? Paläontologen um Michael Lee von der australischen Universität Adelaide haben die Evolution der sogenannten Theropoden detaillierter als zuvor nachvollzogen ( Science, Bd. 345, S. 562, 2014). Die Forscher erstellten einen Stammbaum von 120 Dinosauriergruppen, als Grundlage diente eine der größten Datenbanken mit Knochenfunden. Von der Länge der Oberschenkelknochen schlossen die Wissenschaftler auf das Gewicht der Tiere.

Demnach wurden binnen 50 Millionen Jahren aus grobschlächtigen Sauriern 800 Gramm schwere Urvögel. Die Evolution verlief damit viel rascher als bei anderen Dinos. Und das Schrumpfen soll eine Reihe anderer Veränderungen angestoßen haben: Die Echsen bekamen Federn, um die Wärme besser im Körper zu halten. Ihr Gebiss wurde kleiner, die Zähne stumpfer. Dafür wuchsen die Augen und das Gehirn. Und die Vorderärmchen entwickelten sich schließlich zu Flügeln. Der Evolutionsschub schützte die Echsen möglicherweise vor noch größeren Raubtieren oder öffnete ihnen neue Jagdreviere, vermuten die Forscher. Denn weil sie kleiner und mobiler wurden, konnten die Tiere schließlich von Baum zu Baum hüpfen.

© SZ vom 01.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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