Evolution:Warum Elefanten kaum Krebs haben

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Bei Elefanten tritt Krebs weitaus seltener auf als bei Menschen. Amerikanische Forscher vermuten, dass das Protein p53 als "Tumorsuppressor" wirkt. (Foto: Elise Gilchrist/dpa)

Lange glaubten Forscher, dass Tiere mit vielen Zellen und langem Leben besonders häufig Tumore bekommen. Auf Elefanten trifft aber das Gegenteil zu. Ihr Schutzmechanismus wurde nun entschlüsselt.

Von Kathrin Zinkant

Krebs ist keine Geißel allein der Menschheit. Fast im ganzen Tierreich lassen sich bösartige Wucherungen finden. Und lange Zeit nahm man an, dass große, langlebige Tiere wie Wale und Elefanten besonders häufig an Tumoren leiden, da sie während ihres Lebens besonders oft und sehr viele Zellen produzieren und damit häufiger Entgleisungen des Wachstums erfahren. Beim Menschen wird Krebs im Alter ja auch häufiger.

Der britische Statistiker Richard Peto zeigte allerdings vor 40 Jahren, dass Körpermasse und Krebsrisiko verschiedener Tierarten nicht miteinander gekoppelt sind. Und wie amerikanische Krebsforscher jetzt im Fachjournal Jama (online) berichten, besitzen Elefanten sogar einen genetischen Trick, um ihr Krebsrisiko deutlich zu senken.

Das Team um Joshua Schiffman vom Huntsman Cancer Institute in Salt Lake City betrachtete zunächst Daten aus Kadaveruntersuchungen an 36 Säugetierarten und verglich die Häufigkeit von Tumoren mit einer Kennzahl, kombiniert aus der Körpermasse und Lebensspanne der Spezies. Die Forscher bestätigten Petos Befund: kein Zusammenhang zwischen Größe einer Tierart und der Tumorhäufigkeit.

Die Forscher erkannten aber auch, dass bei Elefanten auffallend selten Krebs auftritt. Im Genom der Riesen konnte Schiffmans Team einen möglichen Grund ausmachen: Die Tiere besitzen 40 statt der üblichen zwei Genkopien für das Protein p53 . Es ist zentral für die Kontrolle der Zellteilung und gilt als "Tumorsuppressor", als Krebsunterdrücker. Bei den meisten menschlichen Tumoren ist es mutiert und funktioniert nicht mehr richtig. Menschen mit nur einer Kopie des p53-Gens erkranken besonders häufig an Krebs.

Aber schützt eine simple p53-Überdosis vor bösartigen Wucherungen? Die Forscher untersuchten, wie Elefantenzellen auf krebsauslösende Schädigungen des Erbguts reagierten. Tatsächlich produzierten die attackierten Zellen zusätzliches p53 aus den Extragenen. Dies löste ein Programm für den Suizid der beschädigten Zellen aus. Mel Greaves und Luca Ermini vom Londoner Institut of Cancer Research vermuten in einem Begleitkommentar, der p53-Trick sei klar nur einer von vielen Kniffen, mit denen große, langlebige Tiere Krebs abwehren. Dieser Umstand zeige aber, wie schlecht der Mensch vor Krebs geschützt sei.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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