Süddeutsche Zeitung

Europäische Raumfahrt:Jungfernflug der "Vega" gelungen

Mit der "Vega" verfügt Europa nun über eine dritte Rakete, um Lasten ins Weltall zu transportieren. Auf ihrem ersten Flug setzte sie gleich neun Satelliten aus.

Europas Raumfahrtbehörden verfügen über eine neue Rakete: Die Vega ist erfolgreich zu ihrem Jungfernflug gestartet. Der für rund 790 Millionen Euro entwickelte Lastenträger hob am Montagmorgen um 11:00 Uhr MEZ (07:00 Uhr Ortszeit) problemlos vom Weltraumbahnhof Kourou im südamerikanischen Französisch-Guayana ab. An Bord waren neun kleine Satelliten.

Die in Italien und sechs weiteren EU-Mitgliedsstaaten seit 2003 entwickelte und gebaute Vega komplettiert die europäische Raketenfamilie, die bislang aus der mehr als 50 Meter hohen Ariane 5 und der mittelgroßen, von Russland zugekauften Sojus besteht.

Der jüngste Träger kann je nach Art und Höhe der gewünschten Umlaufbahn Lasten mit einer Masse zwischen 300 und 2500 Kilogramm ins All bringen. Damit ist sie besonders für kleine Wissenschafts- und Erdbeobachtungssatelliten geeignet.

Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain erklärte, es gebe nun "keinen einzigen europäischen Satelliten mehr, der nicht mit europäischen Startdiensten ins All befördert werden kann".

Nach Auskunft der Esa arbeiteten alle drei Feststoffantriebsstufen der Vega nach Plan. "Die Oberstufe steuerte anschließend auf 1450 Kilometer Höhe in eine kreisförmige, um 69,5 Grad gegen den Äquator geneigte Umlaufbahn und entließ dort ihre wichtigste Nutzlast, den zur Erforschung von Relativitätsfragen mittels Laser gebauten Satelliten Lares." Mit Hilfe des Geräts wollen Wissenschaftler den von Einsteins Relativitätstheorie vorhergesagten Thirring-Lense-Effekts untersuchen.

Anschließend erreichte die Oberstufe mit 350 Kilometern Höhe den niedrigsten Punkt ihrer elliptischen Umlaufbahn, wo der Technologiemikrosatellit AlmaSat-1 und sieben kleine, von Hochschulen finanzierten Cubesat-Pikosatelliten ausgesetzt wurden. Danach setzte die Oberstufe ihren restlichen Treibstoff frei und wurde abgeschaltet.

Um zu vermeiden, dass die Oberstufe der Rakete als Weltraumschrott im All verbleibt, wurde ihr Flug so geplant, dass sie in einigen Jahren in die Erdatmosphäre eintritt und bis auf kleine Reste verglüht.

Der nächste Start einer Vega-Rakete ist für Anfang 2013 geplant. Dann soll sie den Esa-Fernerkundungssatelliten Proba-V und mehrere Passagiernutzlasten in eine Umlaufbahn transportieren.

Der bisher letzte Start einer völlig neu entwickelten europäischen Rakete war der der ersten Ariane 5. Sie hob am 4. Juni 1996 in Kourou ab - kam aber kurz nach dem Start vom Kurs ab und musste über dem Meer gesprengt werden. Mittlerweile ist das Ariane-5-Programm allerdings eine Erfolgsgeschichte. 60 Raketen starteten bereits von Kourou aus ins All.

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dpa/mcs
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