Medikamente:EU-Behörde gibt doch grünes Licht für Alzheimermittel Leqembi

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Die Illustration des US-amerikanischen National Institute on Aging zeigt, wie sich Eiweiße im Gehirn verklumpen. Ein neues Alzheimer-Medikament soll den Prozess verlangsamen. (Foto: AP)

Das Medikament kann im frühen Stadium der Krankheit helfen, die Symptome zu verlangsamen. Heilen kann es nicht.  Und es besteht ein Risiko für schwere Nebenwirkungen. Allein in Deutschland leiden eine Million Menschen an Alzheimer.

Das Alzheimermittel Leqembi kann im zweiten Anlauf doch noch in der Europäischen Union auf den Markt kommen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gab am Donnerstag ihr Einverständnis für den Einsatz des Medikaments im frühen Stadium der Erkrankung - allerdings nur für einen begrenzten Personenkreis. Eine erneute Prüfung habe ergeben, dass der Nutzen von Leqembi bei der Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheitssymptome die Risiken in dieser eingeschränkten Patientengruppe überwiege, teilte die EMA mit. Die finale Entscheidung über das Medikament des US-Biotechkonzerns Biogen und seines japanischen Partners Eisai liegt noch bei der EU-Kommission. Deren Zustimmung gilt aber in der Regel als Formsache.

Der zuständige Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP empfahl die Zulassung von Leqembi zur Behandlung von leichter kognitiver Beeinträchtigung oder leichter Demenz infolge von Alzheimer bei Patienten, die nur eine oder keine Kopie des Proteins ApoE4 haben, das als genetischer Risikofaktor für eine Alzheimer-Erkrankung gilt. Diese Patienten hätten ein geringeres Risiko für eine schwerwiegende Nebenwirkung von Leqembi, die mit Schwellungen und möglichen Blutungen im Gehirn einhergeht.

Zunächst nur Einsatz bei empfohlenen Patienten

Das Mittel soll laut EMA im Rahmen eines kontrollierten Zugangsprogramms angeboten werden, um sicherzustellen, dass Leqembi nur bei der empfohlenen Patientengruppe eingesetzt wird. Die Patienten müssen zudem mit MRT-Untersuchungen überwacht werden. Im Juli hatte der CHMP noch eine negative Stellungnahme zur Anwendung von Leqembi in einer breiteren Gruppe aller Patienten im frühen Alzheimer-Stadium abgegeben. Damals befand der Ausschuss, dass die beobachtete Verzögerung des kognitiven Abbaus unter Leqembi das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen, insbesondere einer potenziell tödlichen Hirnschwellung, nicht aufwiege.

Der Antikörper Lecanemab, der unter dem Namen Leqembi vermarktet wird, sollte das erste Medikament in Europa sein, das die neurodegenerative Erkrankung und nicht nur deren Symptome behandelt. Leqembi zielt darauf ab, das Fortschreiten von Alzheimer zu verlangsamen, indem es Ablagerungen des Proteins Beta-Amyloid im Gehirn reduziert. Bisherige Arzneien behandeln nur die Symptome, beeinflussen jedoch nicht den Krankheitsverlauf. Studien hatten gezeigt, dass das Mittel den kognitiven Verfall bei Alzheimer-Patienten im frühen Stadium der Krankheit um 27 Prozent verlangsamt.

Für bestimmte Patienten birgt die Behandlung jedoch schwere Nebenwirkungen: Bei fast 13 Prozent der rund 1800 Patienten umfassenden Studie wurde Leqembi mit einer gefährlichen Art von Gehirnschwellung in Verbindung gebracht. In Europa leben schätzungsweise sieben Millionen Menschen mit Alzheimer.

Hinweis der Redaktion: Im SZ-Gesundheitsforum sprechen Expertinnen und Experten am 25. November ab 19 Uhr online über Demenzen und ihre Behandlungsmöglichkeiten. Es werden auch Fragen von Zuschauenden beantwortet. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung zum Livestream ist erforderlich unter sz.de/erleben .

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