Essen (dpa) - Eine bestimmte Genvariante verringert laut einer Studie das Sterberisiko bei Corona-Erkrankungen um rund 35 Prozent. Das hat ein Forscherteam der Uni Duisburg-Essen (UDE) herausgefunden. Untersucht wurden dabei Krankheitsverläufe von 1570 Patienten, die zwischen dem 11. März 2020 und dem 30. Juni 2021 positiv auf das Corona-Virus getestet worden waren, wie die Uni am Montag mitteilte. Veröffentlicht wurde das Ergebnis in der Fachzeitschrift „Frontiers in Genetics“. Bei der Variante handelt es sich um „GNB3 TT“, die etwa 10 Prozent der Bevölkerung in Europa in sich tragen.
„GNB3 ist ein Gen, welches eine wichtige funktionelle Untereinheit der sogenannten G-Proteine verschlüsselt. Die G-Proteine sind in vielen Prozessen im Körper beteiligt. Unter anderem konnte unsere Arbeitsgruppe in eigenen Vorarbeiten bereits zeigen, dass die in der Studie beschriebene Genvariante eine Aktivierung von Immunzellen zur Folge hat“, sagte Studienautorin Birte Möhlendick der dpa. Eine frühzeitige und adäquate Immunantwort spiele bei dem Verlauf von Covid-19 eine große Rolle. „So haben wir in dieser Studie zum einen geschaut, ob die Patienten mit unterschiedlich schweren Verläufen verschiedene Immunantworten haben und ob die Genvariante in GNB3 gegebenenfalls dafür verantwortlich ist“, sagte die Wissenschaftlerin vom Institut für Pharmakogenetik.
„Wie bereits bekannt, konnten wir auch beobachten, dass ein jüngeres Lebensalter und das Fehlen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes das Risiko um die Hälfte reduziert, nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu sterben“, sagt die Studienleiterin laut Mitteilung.
205 der Studienteilnehmender (13 Prozent) hatten demnach einen milden Verlauf der Krankheit, 760 (48 Prozent) kamen ins Krankenhaus und 292 (19 Prozent) wurden von Intensivmedizinern behandelt. 313 Menschen, das sind 20 Prozent der in der Studie untersuchten Verläufe, starben.
„Wir konnten auch zeigen“, sagt Möhlendick, „dass die Zellen von Menschen mit dem GNB3 TT-Genotyp am stärksten auf das Coronavirus reagierten, was möglicherweise erklärt, warum bei diesen Genträgern das Todesrisiko so stark reduziert ist.“
Da die Studie bis in den Juni 2021 reicht, ist die aktuelle Omikron-Variante, die erstmal im Herbst 2021 nachgewiesen wurde, noch nicht erfasst.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Gene eine Rolle bei Corona spielen können. So haben Corona-Infizierte mit einer anderen Genvariante eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, künstlich beatmet werden zu müssen, wie ein Team vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig 2020 herausfand. Auch die Blutgruppe eines Menschen hat einen Einfluss darauf, wie leicht er sich mit Corona ansteckt und wie schwer er daran erkrankt.
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