Erinnerungsvermögen:Der Glücksapparat

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Das menschliche Gehirn ist so faszinierend wie kompliziert. Der Versuch, es technisch zu verbessern, kann schwerwiegende Folgen haben. (Foto: Getty)

Was der Kopf an Erlebtem abspeichert, lässt sich immer mehr beeinflussen und sogar verändern. Werden wir uns bald nur noch an die guten Dinge erinnern?

Von Eva Wolfangel

Gestern war ereignislos. Wie so oft hat Albrecht Schmidt den ganzen Tag am Computer gesessen. Ein Programm geschrieben, das am Ende nicht funktionierte. Mails. Anträge. "Und abends fragt man sich: Was habe ich eigentlich getan?", sagt der Stuttgarter Professor für Mensch-Computer-Interaktion. Gerade Wissens-Arbeiter sind häufig frustriert, weil der Output ihrer Arbeit wenig sichtbar ist, das kann bis zu Depressionen führen. War gestern tatsächlich ereignislos? Schmidts Laptop ist anderer Meinung: Er präsentiert ihm eine fünfminütige Diashow von Screenshots des Vortages, zwei Bilder jeder Minute, im extremen Zeitraffer zusammengeschnitten. Als Außenstehender bleibt man ratlos: Die Bilder laufen viel zu schnell. "Aber ich kann sehen, was ich wie schnell gemacht habe. Und vor allem, was ich gelernt habe", sagt Schmidt. Beim Programmieren hat er einige Tutorials geschaut und vieles nachgeschlagen. Und er hat angefangen, eine Unterkunft für die Summerschool zu suchen, und wurde unterbrochen. Auch das zeigt ihm die schnelle Zusammenfassung. "Das hätte ich vergessen", sagt er. "Die Erinnerung ist da, nur der Schlüssel dazu nicht immer." Das Gehirn braucht einen Tipp, um den Ablageort zu finden.

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