Erdgeschichte:Rätsel in Bernstein

Es sind nur kleine Insekten, konserviert im Bernstein. Doch sie geben Hinweise darauf, dass die Entstehungsgeschichte des Indischen Subkontinents womöglich umgeschrieben werden muss.

Patrick Illinger

In riesigen Bernsteinvorkommen im Nordosten Indiens haben Paläozoologen eine beträchtliche Zahl ungewöhnlich gut konservierter Insekten gefunden.

Erdgeschichte: Die in Bernstein eingeschlossenen Insekten aus Indien sind ungewöhnlich gut und vollständig erhalten.

Die in Bernstein eingeschlossenen Insekten aus Indien sind ungewöhnlich gut und vollständig erhalten.

(Foto: oh)

Die Tiere stammen aus einer Epoche vor etwa 53 Millionen Jahren, als der heutige Indische Subkontinent noch losgelöst von den übrigen Landmassen der Erde über die Weltmeere driftete und kurz davor stand, mit Asien zu kollidieren. Bei diesem Zusammenstoß faltete sich schließlich der Himalaya auf.

Die kleinen Tiere im Bernstein könnten nun die Entstehungsgeschichte des Indischen Subkontinents umschreiben. Offenbar war die Landmasse Indiens nicht so ungebunden wie Geologen bis vor kurzem dachten. Denn die im Bernstein enthaltenen Insekten zeigen deutliche Verwandtschaft mit Insekten aus anderen Erdteilen, speziell Europa und Mittelamerika, berichten die Forscher.

Wäre Indien jedoch gemäß der bisher geltenden Lehrmeinung mehr als 100 Millionen Jahre lang isoliert vom Rest der Welt gewesen, so hätte sich dort eine Unmenge eigentümlicher Lebensformen entwickeln müssen.

Mehr als 700 Gliederfüßler aus 55 Tierfamilien haben Forscher, unter ihnen der Bonner Paläontologe Jes Rust, in den Bernstein-Brocken gefunden, berichtet die aktuelle Ausgabe der PNAS (online).

Ungewöhnlich dabei ist, dass viele der Tiere, unter ihnen auch Spinnen und Milben, vollständig konserviert sind, also mitsamt ihrer Innereien. Nach Vergleichen mit Insekten aus anderen Erdteilen zeigte sich, dass Indien während seiner Wanderung über die Weltmeere Verbindungen zu anderen Erdteilen gehabt haben muss.

Möglicherweise dienten Ketten von vulkanischen Inseln, wie es sie heute noch bei Japan oder Indonesien gibt, als Brücken zum Rest der Welt, über die sich die Tierwelt Indiens globalisieren konnte.

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