Süddeutsche Zeitung

Erdbeben-Forschung:Vor dem Beben

Nach dem schweren Erdbeben im April 2016 im japanischen Kumamoto haben Wissenschaftler erhöhte Helium-Konzentrationen im Grundwasser gemessen. Lässt sich daraus ein neues Frühwarnsystem entwickeln?

Von Marlene Weyerer

Nach dem schweren Erdbeben im April 2016 im japanischen Kumamoto haben Wissenschaftler erhöhte Helium-Konzentrationen im Grundwasser gemessen (Scientific Reports). Die Forscher um Yuji Sano von der Universität Tokio hoffen nun, neue Erdbeben-Frühwarnsysteme entwickeln zu können. Seit dem Kobe-Erdbeben von 1995 hatte man vermutet, dass starker Druck auf Gestein mit erhöhten Helium-Konzentrationen einhergeht. Sanos Team konnte dies nun bestätigen: Elf Tage nach dem Kumamoto-Erdbeben, bei dem 50 Menschen ums Leben kamen, nahmen die Forscher rund um das Epizentrum Grundwasserproben. Je weiter die Messorte vom Epizentrum entfernt waren, desto geringer der Heliumgehalt. Die Forscher vermuten, dass durch den hohen Druck, der vor und während Erdbeben wirkt, kleine Risse im Gestein entstehen, durch die heliumreiches Wasser ins Grundwasser gelangt. Da dieser Prozess schon vor dem eigentlichen Beben beginnen kann, könnten erhöhte Helium-Konzentrationen auf ein bevorstehendes Beben hinweisen. Allerdings kündige sich nicht jedes Erdbeben durch erhöhten Druck im Gestein an, sagt Frederik Tilmann, Erdbeben-Wissenschaftler am Geoforschungszentrum Potsdam. Zumindest ein Teil der Beben würden einem Helium-Frühwarnsystem somit entgehen.

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Quelle:
SZ vom 30.11.2016
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