Süddeutsche Zeitung

Entwicklung der Kommunikation:Die Sprache der Steinklingen

Die Fähigkeit, Steinwerkzeuge herzustellen, könnte einst die Entwicklung der Sprache beflügelt haben. Nur verbal lassen sich bestimmte Techniken an die nächste Generation weitergeben, berichten Forscher. Für das Experiment dazu ließen sie Probanden Steine klopfen.

Von Christoph Behrens

Das Fertigen von Steinwerkzeugen könnte die Entwicklung der menschlichen Sprache beflügelt haben, berichten Wissenschaftler im Fachblatt Nature Communications. Erst mithilfe einer Proto-Sprache aus Gesten und Lauten sei es vor rund 1,7 Millionen Jahren möglich geworden, die Herstellung von Faustkeilen zu erlernen und das Wissen an nachfolgende Generationen weiterzugeben, schreibt das Team um Thomas Morgan von der University of St. Andrews.

Um diese These zu überprüfen, ließen die Forscher 184 Probanden einfache Steinklingen aus Feuerstein herstellen. Einige Versuchspersonen spielten Lehrer; sie sollten einem Schüler das Abkerben der Steine mit unterschiedlichen Methoden beibringen. So durften manche Schüler nur das fertige Werk betrachten und es dann nachbilden; andere konnten den Lehrer bei seiner Arbeit direkt beobachten und imitieren. Wieder andere durften Gesten einsetzen oder miteinander sprechen, um Feinheiten im Umgang mit Granithammer und Flintstein zu erklären.

Erst Gesten oder mündliche Anweisungen ermöglichten über mehrere Lehrer-Schüler-Generationen einen sicheren Technologietransfer, und sogar Qualitätsverbesserungen. Bei der alleinigen Imitation habe die Leistung hingegen stagniert, berichten die Forscher. Sie vermuten daher, die Werkzeug-Herstellung habe einen Impuls geliefert, gezielte Lehrtechniken und sprachliche Anweisungen zu entwickeln. Dies habe wiederum das Herstellen komplexerer Werkzeuge ermöglicht.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2015
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