Entdeckung Amerikas:Die Polynesier waren schneller

Geahnt hatte man es bereits: Die europäischen Entdecker waren nicht die Ersten, die ihren Fuß auf den amerikanischen Kontinent setzten. Völker aus Polynesien betraten ihn ein Jahrhundert früher.

Knochen sind der Beweis: Bereits zwischen 1321 und 1407 besuchten Polynesier den amerikanischen Kontinent - rund ein Jahrhundert, bevor der erste europäische Entdecker seinen Abdruck auf dem amerikanischen Strand hinterließ.

Entdeckung Amerikas: Maori-Häutpling (um 1770): Unbewohnte Inseln bevorzugt

Maori-Häutpling (um 1770): Unbewohnte Inseln bevorzugt

(Foto: Quelle: Wikipedia)

Allerdings sind die Knochenfunde nicht die Überreste polynesischer Seemänner, sondern die ihrer Hühner: Chilenische Archäologen hatten auf der Arauco-Halbinsel im südlichen Chile rund fünfzig Hühnerknochen aus dem 14. Jahrhundert entdeckt. Elizabeth Matisoo-Smith und ihre Kollegen von der University of Auckland gingen der Herkunft des Fundes nach und verglich dessen DNA mit polynesischen Hühnerknochen aus der Zeit.

Ihren Ergebnissen zufolge, die im Fachmagazin Proceedings veröffentlicht wurden, stimmt die Genstruktur der beiden Funde überein - folglich hatten Polynesier die Hühner auf den Kontinent gebracht. Im 14. Jahrhundert galt das Volk als sehr reisefreudig und besiedelte den Osten des Pazifiks, unter anderem die Pitcairn- und die Osterinseln. Von Letzteren war Südamerika per Boot in 14 Tagen zu erreichen, so die Forscher.

Weshalb die Polynesier sich nicht in Südamerika niederließen, bleibt unklar. Die Wissenschaftler vermuten, dass sie dort auf Menschen trafen: Da das Volk für seine Siedlungen unbewohnte Inseln bevorzugte, kehrten sie daraufhin wahrscheinlich wieder um.

Der Fund der Hühnerknochen belegt nicht nur, dass das gemeine Haushuhn noch vor den europäischen Entdeckern Amerika betrat; es räumt auch mit der Mär auf, dass es Spanier und Portugiesen waren, die das Tier auf den Kontinent brachten. Denn die Wissenschaftler verglichen die DNA der Knochenfunde auch mit der südamerikanischer Hühner. Das Resultat: Das südamerikanische Haushuhn stammt vom polynesischen ab.

Allerdings können die Polynesier nicht von sich behaupten, die Ersten auf dem Kontinent gewesen zu sein: Wissenschaftler vermuten, dass Bjarne Herjolfsson im Jahr 985 der erste Gast Amerikas gewesen ist, als sein Schiff von einem Sturm an die Küste Nordamerikas gespült wurde. Der Mann war Wikinger - also letztlich Europäer.

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