Eltern:Ruhe jetzt!

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Wie Babys garantiert immer einschlafen. Dazu gibt es immer neue Patentrezepte von Autoren, Eltern und Wissenschaftlern. Vielleicht braucht es aber nur den richtigen Soundtrack.

Kommentar von Sebastian Herrmann

Die Nacht naht, das Baby plärrt. Doch halt, es existiert ein Patentrezept, um wirklich jedem Säugling den Weg in den Schlaf zu weisen. Das geht so: Der Vater trägt das schreiende Wesen vor seiner Brust ins Wohnzimmer. Dort legt er, ganz wichtig, das Album "Immer da, wo du bist, bin ich nie" von Element of Crime auf. Sobald die Stimme des Sängers Sven Regener ertönt, beginnt der Vater die Lieder mitzubrummen und im Takt zu hopsen. Zu Beginn mag sich der Säugling noch meckernd sträuben, doch dann: Entspannung. Während des Songs "Deborah Müller" sollte der Vater nun diese Liedzeilen mit besonderer Inbrunst brummen: "Der liebe Gott liebt dich. Und wenn nicht, dann bin ich noch da."

Sobald das Kindelein schlummert, Musik laufen lassen, Bier aus dem Kühlschrank holen (gerne alkoholfrei, dann aber kaltgehopft), ab aufs Sofa und mit Baby auf der Brust am Handy rumdrücken. Der Säugling wird nun nach spätestens vier Minuten und 24 Sekunden abermals erwachen: Also, wieder aufstehen und die Choreographie voll väterlichem Selbstvertrauen in allen Schritten wiederholen. Voilà, sobald das Album durchgelaufen ist, schläft das Kind. Wirklich immer. Ehrlich. Also vergangenen Mittwochabend hat es geklappt. Ein bisschen.

Sobald sich Menschen vermehrt haben, erteilen sie in den Schreipausen ihrer Babys anderen Eltern Ratschläge. Jetzt wissen sie genau, was zu tun ist, weil das ja bei ihrem Kind geklappt hat und es doch diese tolle Buch von dieser ganz tollen Autorin gibt, in dem das auch alles steht. Es existieren mindestens so viele Patentrezepte für den guten Schlaf, wie es Mütter und Väter gibt.

Und alle vermuten die Wissenschaft auf ihrer Seite. Gerade macht nun eine Studie aus Japan die Runde, wonach es der Beruhigung aufgeregter Säuglinge dient, diese auf den Arm zu nehmen und mit ihnen herumzulaufen. Man möge, so destillieren die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen, das Baby an den Körper schmiegen, in einer flachen Umgebung herumlaufen, aber nicht zu doll, und wenn das Kind nach zehn Minuten immer noch nicht schläft, überprüfen, ob es ihm noch gut geht. Direkt unter dieser Anleitung hat das Labor einen Disclaimer auf der Webseite platziert, wonach sie keine Garantie für Erfolg, Sicherheit oder andere Aspekte dieser Prozedur übernehmen. Ja kein Wunder, denkt sich da der besserwissende Vater: Die haben vergessen Element of Crime aufzulegen, während sie mit ihren Kindern rumgelatscht sind. Also echt, keine Ahnung, diese Wissenschaftler.

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